Finanzsektor

Wandelanleihen – Das Gröbste scheint überstanden

Das Jahr 2022 war für Wandelanleihen eine Katastrophe. Beide Treiber der Assetklasse – der Rentenmarkt und der Aktienmarkt speziell im Wachstumssegment – brachen in fast nie dagewesenem Ausmaß ein. Entsprechend überrascht es nicht, dass das globale Emissionsvolumen für Wandelanleihen von 148 Mrd. US-Dollar im Vorjahr auf das historische Tief von 40 Mrd. Dollar (-73%) zurückging, wie Daten der Bank of America zeigen.

In der Krise handeln Anleger weniger
In der Krise handeln Anleger weniger © Pixabay

Der Einbruch beim asiatischen und US-amerikanischen Markt, die beide einen erheblichen Anteil am Gesamtvolumen ausmachen, trug dazu maßgeblich bei. 2020 hatte das weltweite Volumen trotz des Pandemieausbruchs bei 159 Mrd. Dollar gelegen. Marktbeobachter erklären das mit den staatlichen Corona-Hilfsprogrammen, die die Emissionsaktivität stützten. Das historische Hoch wurde 2000 erreicht (167 Mrd. Dollar).

Doch das Schlimmste dürfte nun überwunden sein. Michael Schlitt, Kapitalmarktrechts-Partner bei Hogan Lovells, beob-achtet bereits mehr Emissionen und erwartet einen positiven Trend für das laufende Jahr. „Aufgrund des Zinsanstiegs der letzten Monate sind auch Wandelanleihen für viele Emittenten wieder attraktiver geworden“, sagt er im Gespräch mit PLATOW. Unternehmen, die keine Kapitalerhöhung durchführen wollen, aber bilanziell (nach IFRS) und in Bezug auf ihr Rating Eigenkapital benötigen, stehe mit der Hybridanleihe prinzipiell ein flexibles Instrument zur Verfügung, erklärt er.

Marc-Alexander Knieß, Portfoliomanager Global Convertible Bonds bei Lupus Alpha Asset Management, sieht auf Investorenseite die Nachfrage ebenfalls im Aufwind. „Mit der Erholung am Aktienmarkt erwarten wir, dass das Emissionsvolumen für Wandelanleihen bald wieder deutlich anzieht“, sagt uns Knieß. Das globale Marktpotenzial liegt nach seiner Auffassung bei ca. 450 Mrd. Dollar. Deutsche Titel seien im globalen Vergleich aktuell allerdings nur unterdurchschnittlich vertreten.

Schlitt prognostiziert für den Eigenkapitalmarkt allgemein dieses Jahr bessere Zeiten. So dürften wieder mehr Kapitalerhöhungen und vereinzelt auch Börsengänge erfolgen. Bei öffentlichen Übernahmen sei die Pipeline besonders gut gefüllt, was v. a. in reduzierten bzw. stabilisierten Bewertungsniveaus begründet ist. ck

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