Abnehmspritze als Wettbewerbsvorteil in der Finanzindustrie
GLP 1 Medikamente senken Gesundheitskosten und reduzieren Fehlzeiten. Der Versicherungsmakler Aon startet bereits ein Mitarbeiterprogramm und auch Munich Re sieht viel Positives – folgt jetzt der Boom?

Man mag es kaum glauben. Der Hype um die Abnehmspritze springt von Privaten, die darauf schwören, zunehmend ins große Business der Banken und Versicherungen. Denn die sogenannten GLP-1-Medikamente können die Gesundheitskosten von Unternehmen erheblich senken. Das belegt nun auch eine Studie des Versicherungsmaklers Aon (Umsatz: 13,8 Mrd. Euro), in der Gesundheitsdaten von über 50 Mio. Versicherten ausgewertet wurden. GLP-1-Medikamente ahmen das körpereigene Hormon GLP 1 nach, steigern die Insulinproduktion, verlangsamen die Magenentleerung und fördern das Sättigungsgefühl. Kombiniert mit ganzheitlicher Unterstützung – etwa Ernährungsberatung oder Bewegung – führen die Mittel zu 44% weniger Hospitalisierungen wegen Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem vermindert sich die Inzidenz von Pneumonie, Osteoporose und Suchterkrankungen.
Aon setzte die Erkenntnisse sofort um: In den USA erhalten die dortigen Mitarbeiter – rund 65% der globalen Belegschaft von 66.000 – vergünstig-ten Zugriff auf GLP-1-Medikamente über ein firmeneigenes Programm. Eine Ausweitung auf die übrigen rund 120 Länder, darunter Deutschland mit etwa 1.800 Mitarbeitern, ist derzeit nicht geplant.
Die Finanzbranche hat das Potenzial erkannt: „Das ist eine erstaunliche Technologie, und unsere Mitarbeiter wollen sie“, sagt Dan Mendelson, CEO von Morgan Health, dem Healthcare-Arm von JPMorgan Chase. Der Einsatz der Medikamente könnte speziell im Finanzbereich – mit seinen oft hoch bezahlten Experten – die Gesundheit der Mitarbeiter stärken, Fehlzeiten reduzieren und so die Wettbewerbsfähigkeit steigern. Die potenziellen Auswirkungen der neuen Präparate auf den Finanzbereich zeigt sich auch an anderer Stelle: Die Munich Re vermutet bereits positive Auswirkungen auf die Lebenserwartung und damit die Kalkulation in der Lebensversicherung, wie bereits PLATOW berichtete.