Altersvorsorgereform – Zwischen Banken und Versicherern knirscht es
Der Bundesverband deutscher Banken hat konkrete Vorstellungen zum Umbau der Altersvorsorge. Warum seine Positionen beim Versichererverband GDV auf erbitterten Widerstand stoßen.

Die Verbände der Banken (BdB) und Versicherer (GDV) können durchaus zusammenarbeiten. Ein Beispiel dafür ist der gemeinsam mit weiteren Partnern aufgelegte ESG-Datenkatalog für Großunternehmen im Zuge der ESG-Regulierung. Dennoch bleiben Banken und Versicherer Konkurrenten, besonders auf dem milliardenschweren Markt der Altersvorsorge. Unser Gespräch mit Dirk Stein, Leiter Retail und Verbraucherschutz beim BdB, macht dies deutlich.
Riester-Reform entzweit Banken und Versicherer
Die Frühstarterrente wird von GDV und BdB als gute Idee gesehen. Für jedes Kind ab sechs Jahren soll ein kapitalgedecktes Vorsorgedepot eingerichtet werden, unterstützt durch zehn Euro pro Monat vom Staat. Auch beim Reformbedarf der Riester-Rente herrscht Einigkeit. Dann enden die Gemeinsamkeiten aber schon: Die Vorschläge von Stein zur Riesterreform jedenfalls werden dem GDV nicht gefallen. „Die Versicherungsleistungen, die bisher bei Riester verpflichtend waren, sollen wegfallen“, sagt er. Wegfall von Garantien und lebenslanger Verrentung senkt die Kosten und steigert die Rendite. Stein betont: Weniger Verbote und mehr Wahlfreiheit sind entscheidend. Jeder Kunde sollte zwischen lebenslanger Verrentung und Auszahlplan wählen können. Damit liegt Stein auf der Linie des Fondsverbandes BVI und konträr zum GDV, der darauf hinweist, dass viele Menschen ihre Lebenszeit unterschätzen, ihr Rentenkapital aufbrauchen und der Staat die Förderung ausgleichen müsste.
Frühstarterrente von Geburt an
Auch bei der Frühstarterrente fordert Stein Nachbesserungen für die gesamte Deutsche Kreditwirtschaft. Die bisherigen Vorschläge gehen ihm nicht schnell und weit genug. „Die Politik muss den Weg von Geburt bis zur Rente zu Ende denken.“ Frühstarterrente und Riester-Reform sollten Hand in Hand gehen, der Prozess vereinfacht werden: Kontoeröffnung und Legitimationsprüfung müssen digital und unkompliziert funktionieren – nicht mit der Geburtsurkunde in Papierform. Stein warnt vor einem Bürokratiemonster: Eine weitere Behörde mit tausend Mitarbeitern mache keinen Sinn.
Stein hat klare Vorstellungen für eine optimale Ausgestaltung: „Die Frühstarterrente sollte mit der Geburt beginnen, nicht erst mit sechs Jahren.“ Familienangehörige könnten die Beträge flexibel aufstocken. Besonders wichtig sei, dass die Frühstarterrente bei Volljährigkeit in ein Altersvorsorgedepot überführt wird, „um wirklich relevante Beträge zu erzielen.“
Die Bankenwelt hat klare Vorstellungen für eine Altersvorsorgereform. Wann diese umgesetzt wird, bleibt offen. Der ursprünglich geplante Start zum 1.1.2026 gilt längst als unrealistisch.