Exklusiv

Baader Bank – Brandmail des Vizechefs

Die Panik an den Märkten hat massive Probleme bei zahlreichen Brokern offengelegt. Einer, der eigentlich profitieren sollte, ist die Baader Bank aus Unterschleißheim bei München. Nach unseren Informationen besteht jedoch keine Feierstimmung. In einer uns vorliegenden Mail vom vergangenen Freitag um 17.11 Uhr schlägt Vizechef Oliver Riedel drastische Töne an.

Mirko Reipka,
Baader Bank Logo
Baader Bank Logo © Postmodern Studio - stock.adobe.com

So schreibt er an einen kleinen Kreis von Mitarbeitern (Ressort Riedel): „Dear Team, after a great start into the year not only the markets but we as well are facing a reality check. Despite huge volumes running through our books we were not really able to profit from the enormous orderflood and had the worst week when it comes to P+L in 2025. Furthermore we ended up with some major findings in an internal audit and significant op risk losses occured as well. (…)“.

Die Mail wirft die Frage auf, ob die Bank in einer hochvolatilen Phase ihre Prozesse im Griff hat. Baader hat unsere Fragen zur Mail von Riedel am Dienstag erhalten. Man wollte uns aber offiziell nur soviel sagen: „Die Informationen beruhen auf falschen unvollständigen Fakten und wir geben diese nicht frei.“ Hintergrundinformationen, die wir von Baader später zusätzlich bekommen haben, dürfen wir leider nicht verwenden.

Als Market Maker ist Baader (66% Familie Baader, 28% Streubesitz) für die Preisfindung von 800 000 Wertpapieren u.a. an den Börsen Frankfurt, Berlin, München, Stuttgart sowie bei gettex München zuständig. Warum die hohen Handelsvolumina seit Absturz der Kurse letzten Donnerstag bei Baader negativ für die GuV sein sollen, ist nicht klar. Grundsätzlich darf man davon ausgehen, dass ein Market Maker keine größeren Risiken auf die eigenen Bücher nimmt und von zahlreichen Orders eher profitiert. Ein möglicher Grund für Probleme könnte sein, dass große Positionen aufgebaut wurden, die dann nicht rechtzeitig abgebaut werden konnten. Das ist allerdings Spekulation.

Operating risk losses sind nach allgemeinem Verständnis Schäden, die eintreten, wenn zum Beispiel handwerkliche Prozesse bei der Orderabwicklung nicht ordnungsgemäß funktionieren (z.B. Kauf statt Verkauf, falsch gesetzte Dezimalstelle). Was genau Riedels Äußerungen zugrunde liegt, können wir an dieser Stelle leider nicht konkretisieren.

Schließlich spricht Riedel, der laut Insidern Kollegen gerne sehr direkt und per großem Verteiler kontaktiert, auch noch von einem grundsätzlichen Thema, das nicht unbedingt mit der jüngsten Börsenentwicklung zu tun hat. Die Rede ist von Auffälligkeiten bei der internen Revision. Hiermit könnte u.a. das regulatorische Rahmenwerk gemeint sein, das in einer früheren, uns ebenfalls vorliegenden Mail von Riedel adressiert wurde. Dort heißt es: „If we don’t have our regulatory framework under control we are in serious trouble and we will have to face the consequences.“ Die BaFin wollte auf unsere Anfrage keinen Kommentar abgeben.

Insgesamt hat Baader trotz des für einen Market Maker eigentlich nicht schlechten Umfelds möglicherweise mit Problemen zu tun, die über den weitgehenden Verlust des langjährigen Partners Scalable Capital hinausgehen. Riedel bleibt indes Optimist: „This is all not good but wont kill us“, heißt es in seiner Mail.

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