Banken

Banken mit Defiziten bei der Finanzberatung von Frauen

Banken können im Umgang mit weiblicher Kundschaft noch viel lernen. Was die Kreditwirtschaft bei der Finanzberatung von Frauen falsch macht und was ihr dadurch entgeht.

Isabel Fisch,
Eine Frau arbeitet am Laptop
Eine Frau arbeitet am Laptop © CC0

Wenn Frauen einen Termin bei einer Bank haben, läuft dieser für gewöhnlich so ab: Ihr Finanzwissen wird als niedriger eingestuft als das männlicher Kunden, ebenso wie ihre Preissensibilität und ihr Selbstbewusstsein. Deshalb bekommen sie oft teurere Finanzprodukte empfohlen, dazu werden ihnen seltener Rabatte gewährt, etwa bei Fonds.

Diese schlechtere Beratung ist keine gefühlte Wahrheit, sondern eine Tatsache, die Tabea Bucher-Koenen mit ihrer Forschung an der Universität Mannheim belegen konnte. „Unsere Studien zeigen: Die Produkte und Preise, die Berater anbieten, basieren rein auf ihrer Wahrnehmung des Kunden”, sagt die Wirtschaftswissenschaftlerin. „Und die Wahrnehmung des Kunden hängt signifikant mit dessen Geschlecht und den Glaubenssätzen darüber zusammen.”

Selbst 62 Jahre nach der gesetzlichen Erlaubnis, dass Frauen über ihr eigenes Vermögen verfügen dürfen, behandeln Banken ihre Kundinnen noch immer ziemlich stiefmütterlich. Dabei wären gerade jüngere Frauen eine lukrative Zielgruppe für sie. Immer mehr von ihnen beschäftigen sich mit ihren Finanzen, legen Geld an und erzielen dann statistisch gesehen höhere Renditen als Männer.

Sie verdienen zwar nach wie vor schlechter, sparen aber anteilsmäßig mehr Geld als Männer, zeigt eine aktuelle Umfrage des Bundesverbandes deutscher Banken. Dabei sind mehr Frauen bei traditionellen Banken Kunden als Männer, wie eine Umfrage von Tomorrow zeigt. Trotzdem sind es eher die Fintechs, die dieses Potenzial bislang erkannt haben.

Die Banken selbst vergraulen mit ihrer schlechten Beratung genau diese Frauen. Nicht nur die Studie von Bucher-Koenen, sondern auch die Umfrage des BdB zeigt, dass Frauen nicht zwingend schlechter über Finanzen Bescheid wissen: Fast 40% der festgestellten Wissenslücken ließen sich durch mangelndes Selbstvertrauen erklären, also dem Glauben, es nicht zu wissen. Doch dieser Teil sinkt in der Umfrage Jahr für Jahr.„Frauen sind sehr relevant für Banken und dafür müssen die Mitarbeiter schon in der Ausbildung und auch darüber hinaus sensibilisiert werden”, sagt Bucher-Koenen.

Wie weibliche Beratung am besten aussieht? Sie müsse genau so ambitioniert sein wie für Männer, sagt Martina Uchtmann. Dazu gehöre es, die finanzielle Situation und Risikoneigung zu kennen, Lebensplanung und -umstände abzufragen und dann darauf basierend zu beraten. Uchtmann arbeitet seit 30 Jahren als Bankberaterin und setzt sich mit der Initiative #ForHer für finanzielle Selbstständigkeit von Frauen ein. Solches Wissen zu vermitteln, sei auch die Aufgabe von Banken und Beratern.

Außerdem hört sie von ihren Kundinnen, dass sie sich freuen, wenn sie bei ihrer Hausbank auf weibliche Beraterinnen treffen. „Bei ihnen trauen sie sich dann eher, nachzufragen oder die Fragen so zu stellen, wie sie sie einer Freundin stellen würden.” Banken tun also auch gut daran, für Frauen ein attraktiver Arbeitgeber zu werden.

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