Banken

Banken – Reformstau nicht nur bei der Deutschen

Die Kreditwirtschaft, national und international, lässt sich derzeit in zwei Gruppen aufteilen: in jene, die unmittelbar nach Ausbruch der Finanzkrise unter Druck standen und staatliche Hilfe in Anspruch nehmen mussten, wie einige Landesbanken und vor allem die Commerzbank, die sich an der Übernahme der Dresdner Bank verhoben hatte.

International sind es die UBS und eine lange Reihe britischer und amerikanischer Häuser. Sie alle lagen gleich zu Beginn dem Staat auf der Tasche. Bei der zweiten Gruppe handelt es sich um solche Banken, die die direkte staatliche Unterstützung bisher nicht brauchten. Dazu zählen Sparkassen und Genossenschaftsbanken, deren Geschäftsmodell sich auf dem Höhepunkt der Finanzkrise und auch danach als segensreich stabil erwiesen hatte, aber auch die Deutsche Bank, die unter Josef Ackermann mit Stolz darauf verwies, den Staat und damit den Steuerzahler nicht in Anspruch nehmen zu müssen. Zu welchem Preis, wird unter John Cryan erst allmählich sichtbar.

Während die Banken, die vorübergehend unter staatliches Kuratel genommen wurden, vor allem in den USA heute wieder prächtig dastehen, haben die Deutsche Bank, aber auch die Sparkassen und Genossenschaftsbanken noch einige Jahre sehr passabel verdient, diese Zeit aber nicht für Reformen genutzt. Es hat sich viel angestaut. Vor allem die dezentralen Bankengruppen mit ihren Spargeldern leiden unter dem Niedrigzins. Sie unterhalten ein immer noch zu großes Zweigstellennetz und sehen sich vor allem im Zahlungsverkehr von den FinTechs angegriffen, weil sie in der IT Nachholbedarf haben und im Internet, das gerade im Breitengeschäft Potenzial bietet, teilweise zu unterbelichtet sind.

Bei der Deutschen Bank kommen die Rechtsstreitigkeiten erschwerend hinzu, die den Druck erhöhen. Dass der Wettbewerb mit den Reformen bereits viel weiter ist, gab Cryan unlängst auf offener Bühne zu. Zuvor hatte die Ankündigung, die Kundendatei zu durchforsten, wieder einmal für Furore gesorgt. Cryan stellte klar, dass es sich um nicht viel mehr als die Trennung von Karteileichen handelt, ein Prozess, den andere Banken längst hinter sich gebracht hätten.

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