Banken

BBVA stößt Banken mit Kampfzins von 3% aus der Komfortzone

Mit einem auffällig hohen Lockzins von 3% will die spanische BBVA als Digitalbank in Deutschland rasch Marktanteile gewinnen. Damit setzt sie die deutsche Branche unter Zugzwang.

Jan Schrader,
BBVA City in Madrid
BBVA City in Madrid © AdobeStock: clavivs

Beim Markteintritt in Deutschland folgt BBVA, Spaniens zweitgrößte Bank, der Strategie der tiefen Taschen: 3% Zinsen auf alle Einlagen, in Aussicht gestellt für ein Jahr, monatlich ausgezahlt.

Die hierzulande nahezu unbekannte Bank will sich so ein rasches Wachstum erkaufen: Der für den Marktstart nach Frankfurt eingeflogene Konzernchef Onur Genç verweist auf Italien, wo BBVA im Oktober 2021 als Digitalmarke antrat und mittlerweile mehr als 700.000 Kunden zählt, also pro Jahr an die 200.000 Kunden anzog statt der geplanten 50.000 bis 100.000, wie der Bankchef stolz vorrechnet. Für Deutschland ist die Latte damit hochgelegt.

Ein so hoher Zins für ein kostenloses Girokonto ist eine Kampfansage. Nun müsste auch J.P. Morgan, die bekanntlich unter dem Namen Chase eine Digitalbank in Deutschland plant, für einen Marktstart tief in die Taschen greifen.

Ebenso steht jetzt die 2024 rasant gewachsene Trade Republic, die mithilfe von Partnerbanken und von Geldmarktfonds einen Zins von aktuell 2,0% in Aussicht stellt, unter Zugzwang. Das gilt auch für Direktbankriesen wie ING, DKB und Comdirect. Der spanische Branchenprimus Santander ist in Deutschland bereits als Konsumfinanzierer präsent.

Als wesentliche Konkurrenten hebt BBVA-Digitalbankchef Murat Kalkan aber zuerst die etablierten Geldhäuser hervor, namentlich auch Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Mit einem Sichteinlagenvolumen von Privatpersonen von 590 Mrd. Euro bzw. 504 Mrd. Euro verfügen beide Gruppen über eine auskömmliche Refinanzierungsquelle. Einen scharfen Zinswettbewerb würden sie spüren.

Damit die Strategie der BBVA Früchte trägt, muss sie die Kunden auch für andere Geschäfte gewinnen. Das neue Angebot ist mit Einlagen, Debitkarte und einer Kleinkreditfunktion noch spärlich. Die Nutzung der Debitkarte für Einkäufe will die Bank mit einer Bonuszahlung („Cashback“) von 3%, maximal aber 7,50 Euro im Monat, belohnen.

Binnen einiger Monate, spätestens aber im nächsten Jahr, sollen Investmentprodukte angeboten werden, auch andere Angebote wie Baukredite könnten folgen. BBVA will erklärtermaßen Neobank und Universalbank in einem sein. Die Gewinnschwelle sei nach sechs bis acht Jahren realistisch, sagt BBVA-Chef Genç.

Eine deutsche Besonderheit meiden die Spanier dabei bisher: eine üppige Einlagensicherung über das gesetzliche Niveau von 100.000 Euro hinaus. Am Einlagensicherungsfonds der privaten Banken ist BBVA bisher nicht beteiligt – aber wenn die Kunden das wollten, werde die BBVA für diesen Schritt aufgeschlossen sein, sagt Digitalbankchef Kalkan. Mit einer Vertrauenskrise rechnet der hochprofitable Bankkonzern offenbar nicht.

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