Berliner Volksbank trauert dem Verlust der Spitze nicht nach
Nachdem die Berliner Volksbank die Position als größte regionale Kreditgenossenschaft an Frankfurt verloren hat, lenkt Bankchef Carsten Jung seinen Blick lieber auf andere Kennziffern.

Die Position als größte regionale Volksbank Deutschlands hat die Berliner Volksbank gerade an die Rivalin in Frankfurt abgetreten. Doch in der Hauptstadt will sich Vorstandschef Carsten Jung weniger an der Größe als an der Profitabilität messen lassen, wie er im Gespräch mit PLATOW sagt. „Am Ende des Tages müssen wir auch alles bezahlen können.“
Die Maße sind schmeichelhaft: 51,2% Aufwand-Ertrag-Relation und 233 Mio. Euro Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit bei einer Bilanzsumme von 18,5 Mrd. Euro. Zum Vergleich: Die Frankfurter Volksbank hat sich durch Übernahme der Schwester in Aschaffenburg auf 19,3 Mrd. Euro vergrößert und die Berliner vom Thron regionaler Volksbanken gestoßen, doch ist die Aufwand-Ertrag-Quote mit 64,9% schlechter, während ein operatives Ergebnis von 156 Mio. Euro vermerkt ist. Mit 50 Zweigstellen sind die Berliner allerdings kleiner aufgestellt als die Frankfurter, die nach der Fusion 98 ausschließlich selbstgenutzte Filialen zählen. Und während die Zahl der Mitglieder in Berlin wächst, fällt sie mit rund 228.000 geringer aus als in Frankfurt, wo seit der Fusion etwa 297.000 dabei sind.
Für die Berliner dürfte es schwierig sein, sich wieder nachhaltig an die Spitze zu setzen: Anders als zuletzt die Frankfurter kann die Volksbank der Hauptstadt nicht durch Fusionen stark wachsen. In Brandenburg, wo die Berliner Volksbank ebenfalls Geschäft macht, gibt es laut Jung noch elf Volks- und Raiffeisenbanken. Die sind aber wie auch andere ostdeutsche Institute klein, die VR-Bank Fläming-Elsterland mit 1,2 Mrd. Euro Bilanzsumme und die VR-Bank Uckermark-Randow mit 1,0 Mrd. Euro zählen noch zu den größeren Nachbarn. Ein Mangel an Fachkräften könnte aber in Zukunft zu Fusionen mit Nachbarn führen, sagt Jung, auch wenn das derzeit kein Thema sei. Bereits vor der Jahrtausendwende hatte sich die Volksbank Nachbarn einverleibt.
Weniger schlank zeigt sich das Institut in der Kreditrisikovorsorge, die mit 32 Mio. Euro aber bereits ein Drittel niedriger ausfällt als im Jahr zuvor. Das Haus hat viele Kredite in der Wohnungswirtschaft ausgereicht und ist damit empfindlich für Veränderungen im Immobilienmarkt. Jung zeigt sich „ganz entspannt“. Die Bank habe umsichtig Kredite vergeben. Auch hier gilt also: Schlank ist gut.