Commerzbank – Auch Weidmann soll mit Orcel gesprochen haben
Unicredit-CEO Orcel soll sich auch mit Commerzbank-AR-Chef Weidmann getroffen haben. Haben die beiden dabei wirklich nur über die politische Weltlage gesprochen?

Die Kontakte zwischen Unicredit-Chef Andrea Orcel und der Commerzbank-Spitze waren in der Vergangenheit offensichtlich intensiver als es die Frankfurter zugeben möchten. Die Commerzbank behauptet weiterhin tapfer, dass es „vor dem Einstieg der Unicredit kein Gespräch zwischen dem Unicredit-Management mit dem Commerzbank-Management über eine mögliche Kombination in den letzten zwei Jahren“ gab. Nach unseren Informationen soll sich jedoch Commerzbank-Oberauseher Jens Weidmann nach seinem Amtsantritt Ende Mai 2023 zu einem persönlichen Gespräch mit Orcel, der damals ohnehin gerade in Frankfurt weilte, getroffen haben.
Demnach soll der Unicredit-Lenker Weidmann einen, wie es heißt, Höflichkeitsbesuch abgestattet haben, bei dem die beiden jedoch ausschließlich über unverfängliche Themen wie die allgemeine Weltlage gesprochen haben sollen. Strategische Fragen wie ein möglicher Zusammenschluss beider Institute sollen angeblich nicht zur Sprache gekommen sein. Seit dem Unicredit-Einstieg sollen sich Orcel und Weidmann nicht mehr gesehen haben. In ihrem spitzfindig formulierten Statement spricht die Commerzbank denn auch vom „Commerzbank-Management“, zu dem der AR-Chef nicht gehört.
Offiziell begründet die Commerzbank ihr „Wer sprach wann mit wem“-Versteckspiel mit der Einhaltung der Vertraulichkeit, die Orcel allerdings selbst gebrochen hat, als er in der vergangenen Woche öffentlich von mehreren Gesprächen mit der Commerzbank-Führung berichtete (s. PLATOW v. 24.1.). Damit wollte Orcel offensichtlich das Narrativ der Commerzbank untergraben, dass die Unicredit mit ihrem Einstieg die Frankfurter ohne Vorwarnung überrumpelt habe.
Diese Treffen, unter anderen auch mit dem damaligen Commerzbank-Chef Manfred Knof, bei denen Orcel die Chancen für einen Zusammenschluss ausloten wollte, fanden offensichtlich zur Jahreswende 2021/2022 statt. Nach dem russischen Überfall auf die Ukraine im Februar 2022 legte Orcel das Thema zwar vorläufig auf Eis, ließ aber keinen Zweifel daran, dass sein Interesse an der Commerzbank weiterhin besteht. Wie sehr sich beide Seiten mittlerweile verhakt haben, zeigt auch die verschärfte Tonlage der Commerzbank, die das Vorgehen der Italiener zuletzt sogar als „feindlich“ eingestuft hat.