Banken

Commerzbank – Orcel könnte schon bald mehr Einfluss fordern

Unicredit-Chef Orcel wird seine restlichen Optionen wohl in Kürze wandeln und dann 29% an der Commerzbank halten. Das wird er für Forderungen nach mehr Einfluss zu nutzen wissen.

Frank Mahlmeister,
Der Commerzbank Tower in Frankfurt am Main, Deutschland
Der Commerzbank Tower in Frankfurt am Main, Deutschland © AdobeStock

Federn lassen musste die Commerzbank-Aktie zuletzt nach ihrem jüngsten Hype im Anschluss an die Halbjahreszahlen. Allein am Freitag büßte der Titel in der Spitze 4% an Wert ein. Die wohl auf dem falschen Fuß erwischten Investmentbanken haben ihre Eindeckungskäufe offensichtlich abgeschlossen. Zudem drückte zu Wochenbeginn eine Analysten-Abstufung aufgrund der deutlich gestiegenen Bewertung des Instituts auf die Stimmung. Dennoch notiert das Commerzbank-Papier weiterhin auf einem stolzen Niveau mit einer Marktkapitalisierung von mehr als 40 Mrd. Euro.

Mit dem Ende der Sommerpause sollte demnächst auch wieder Unicredit-Chef Andrea Orcel aktiv werden. In seiner Präsentation zu den Halbjahreszahlen hatte Orcel angekündigt, ab dem vierten Quartal einen Commerzbank-Anteil von 29% „at Equity“ in der Unicredit-Bilanz zu konsolidieren, um direkt von der positiven Entwicklung des Instituts zu profitieren. Aktuell halten die Italiener allerdings erst 20% der Commerzbank-Aktien. Es wird deshalb erwartet, dass Orcel in den nächsten Wochen auch seine restlichen Optionen (9 %) in Aktien wandelt.

Es geht vor allem um Stimmen im Aufsichtsrat

Es würde zu Orcel passen, wenn er dies zum Anlass nimmt, mehr Einfluss auf die Geschicke seines Investments einzufordern. So könnte der Unicredit-Lenker das Vorschlagsrecht für mindestens zwei Aufsichtsratsposten bei der Commerzbank beanspruchen. Denn auch der Bund, der mittlerweile nur noch gut 12% der Aktien hält, ist immer noch mit zwei Abgesandten im Commerzbank-Aufsichtsrat vertreten.

Mit einem solchen Aufschlag in den nächsten Wochen könnte Orcel zudem für Diskussionsstoff auf der alljährlichen Strategie-Klausur des Commerzbank-Aufsichtsrats, die am 24. und 25.9. stattfinden soll, sorgen. Auf der nächsten HV am 20.5.2026 stehen ohnehin Neuwahlen zum Aufsichtsrat auf der Tagesordnung. Über die Nominierung der AR-Kandidaten entscheidet zwar der Aufsichtsrat, doch an einem Großaktionär mit fast 30% wird das Gremium kaum vorbeikommen. Enge Vertraute Orcels aus dem Management der Unicredit oder gar der HVB dürften als Kandidaten aber eher nicht infrage kommen, da beide Institute direkte Wettbewerber der Commerzbank sind. Auch die Aufsicht wird da ein Auge drauf haben und die Unicredit-Kandidaten im Zweifel einer Einzelfallprüfung unterziehen.

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