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Deutsche Bank-Chef Cryan – „Inakzeptabel hohe Kosten“

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Der Arbeitsauftrag, den die Investoren dem seit Monatsbeginn amtierenden Co-Chef John Cryan mitgegeben haben, ist unmissverständlich. Cryan soll den Kostenapparat der Deutschen Bank massiv entschlacken, um die magere Eigenkapitalrendite von aktuell 5,7% nach Steuern deutlich nach oben zu treiben. Bei der Präsentation der Zahlen für das zweite Quartal, dem ersten öffentlichen Auftritt Cryans in seiner Funktion als Co-Chef, nahm er den Ball denn auch sofort auf.

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Ohne große Umschweife nannte Cryan die Problemzonen der Deutschen Bank beim Namen: „Inakzeptabel hohe Kosten, anhaltend hohe Belastungen aus Rechtsstreitigkeiten, zu bilanzintensive Geschäfte und insgesamt eine Rendite für unsere Aktionäre, die zu niedrig ist““.

Um die Investoren bei seinem für Herbst erwarteten Strategie-Update zu überzeugen, wird sich Cryan kaum darauf beschränken können, das noch von seinem Vorgänger Anshu Jain ausgegebene Kostensparziel von 3,5 Mrd. Euro bis 2020 mit konkreten Maßnahmen zu unterlegen. Vielmehr dürfte Cryan auch das Sparziel nochmals spürbar verschärfen. Neben dem Privatkundengeschäft wird dann wohl auch das Investmentbanking noch stärker als bislang geplant unters Messer kommen. Dabei dürfte auch der Anleihehandel, der überproportional viel Eigenkapital bindet, nicht ungeschoren davonkommen, auch wenn sich dieser Bereich im zweiten Quartal als überraschend robust erwies.

Dass bei der Deutschen Bank inzwischen ein neuer Wind weht, zeigt auch die Kommunikation der Quartalszahlen. Achtete das Institut bislang peinlichst darauf, dass die Doppelspitze das Zahlenwerk gemeinsam kommentierte, kam diesmal ausschließlich Cryan zu Wort, während Co-Chef Jürgen Fitschen komplett abgemeldet war. Ein klares Signal, dass Cryan faktisch bereits die alleinige Führung übernommen hat.

Bei den von der Börse positiv aufgenommenen Quartalszahlen lohnt sich indes der zweite Blick. Der Anstieg der Konzernerträge um 1,3 Mrd. Euro (+17%) auf 9,2 Mrd. Euro geht zu einem Gutteil (570 Mio. Euro) auf das Konto günstiger Wechselkurseffekte. Für Rechtsstreitigkeiten legte die Deutsche Bank mit 1,2 Mrd. Euro abermals einen hohen Betrag zurück. Dennoch gelang es der Deutschen Bank, den Gewinn vor Steuern um gut 30% auf 1,2 Mrd. Euro zu verbessern. Der Überschuss schnellte sogar von 238 Mio. auf 818 Mio. Euro nach oben. Allerdings musste die Deutsche Bank im Vorjahr eine besonders hohe Steuerbelastung schultern. Mit einer harten Kernkapitalquote von 11,4% liegt das Institut über dem Zielwert von 11%. Davon ist die Deutsche Bank bei der Verschuldungsquote mit aktuell 3,6% hingegen noch weit entfernt. Um den Zielwert von 5% zu erreichen, wird der geplante Verkauf der Postbank längst nicht ausreichen.

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