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Deutsche Börse – Schwierige Suche nach neuem AR-Chef

Im September hatte Deutsche Börse-Aufsichtsratschef Martin Jetter überraschend verlauten lassen, dass er zur HV 2025 das Gremium verlassen will, um sich verstärkt anderen Interessen und Mandaten zu widmen.

Frankfurter Wertpapierbörse mit Schriftzug der Dt. Börse
Frankfurter Wertpapierbörse mit Schriftzug der Dt. Börse © AdobeStock

Seither läuft die Suche nach einem Nachfolger. Wie wir hören, hat der AR dafür extra eine Findungskommission gebildet, der nach unseren Informationen u.a. Charles Stonehill, Barbara Lambert und Vize-AR-Chef Markus Beck als Vertreter der Arbeitnehmer angehören sollen.

Aus dem Kreis des aktuellen Aufsichtsrats werden vor allem Clara-Christina Streit und Barbara Lambert gute Chancen auf die Jetter-Nachfolge nachgesagt. Würde damit doch eine Frau an die AR-Spitze rücken, nachdem mit Stephan Leithner erneut ein Mann den Vorstandsvorsitz übernommen hat, den er sich aktuell noch mit Theodor Weimer teilt, der zum Jahreswechsel ausscheidet. Streit und Lambert haben jedoch ein Problem. Sie sind bereits mit prominenten AR-Mandaten ausgestattet, die sich mit dem AR-Vorsitz der Deutschen Börse beißen würden. Auch hat die hessische Börsenaufsicht ein waches Auge darauf, dass der neue Oberaufseher auch ausreichend Zeit für den Posten mitbringt.

Streit steht dem Aufsichtsrat des DAX-Konzerns Vonovia vor und ist zudem Vorsitzende der Corporate Governance-Kommission. Lambert sitzt im Aufsichtsrat des Darmstädter Pharma-Unternehmens Merck und im Verwaltungsrat der Schweizer Implenia sowie der UBS Switzerland. Da der AR-Vorsitz doppelt zählt, würden Streit und Lambert die nach dem Corporate Governance-Kodex zulässige Anzahl von maximal fünf AR-Mandaten überschreiten.

Bei Streit kommt hinzu, dass ihr die Niederlegung des AR-Vorsitzes bei Vonovia schnell als Fahnenflucht ausgelegt werden könnte. Der von der Immobilienkrise getroffene Wohnungskonzern hat sich zuletzt zwar spürbar erholt, schippert aber immer noch in schwierigem Fahrwasser. Da macht es sich nicht so gut, wenn die AR-Chefin plötzlich andere Prioritäten setzt.

Es ist deshalb gut möglich, dass ein externer Kandidat an die AR-Spitze rückt, zumal mit Jetters Abschied ohnehin ein AR-Posten frei wird. Vor der HV im Mai 2025 muss der AR auch noch die Nachfolge von CFO Gregor Pottmeyer (62) regeln, dessen Vertrag Ende September 2025 ausläuft. fm

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