Deutsche Börse – Was läuft schief mit dem ISS-Börsengang?
Das günstige Marktumfeld im Herbst hat die Deutsche Börse-Tochter ISS verpasst. Ein IPO kann nun frühestens im nächsten Frühjahr erfolgen. Vielleicht kommt es aber auch ganz anders.

Auffallend einsilbig äußerte sich Deutsche Börse-Chef Stephan Leithner bei der Präsentation der Q3-Zahlen zu einem möglichen Börsengang des ESG-Datenanbieters ISS Stoxx. Die Deutsche Börse befinde sich weiterhin im Dual Track-Prozess und stehe auch nicht unter Druck, noch in diesem Jahr über ein IPO oder eine Komplettübernahme von ISS Stoxx zu entscheiden, ließ Leithner verlauten. Damit bestätigte er zumindest indirekt jüngste Spekulationen, dass aus einem Börsengang von ISS Stoxx noch in diesem Jahr nichts wird. Auch ansonsten war die Deutsche Börse sichtlich bemüht, das Thema möglichst weit herunterzudimmen. In der offiziellen Quartalskommunikation wurde es sogar komplett totgeschwiegen.
Das war im Sommer noch ganz anders. Bei der Vorlage der Halbjahreszahlen im Juli war noch verheißungsvoll von Fortschritten bei der Vorbereitung eines möglichen ISS-Börsengangs die Rede. Kurz darauf sickerte durch, dass das von Deutsche Bank, Morgan Stanley und UBS angeführte Bankenkonsortium weitere Institute an Bord genommen hat, um den ISS-Börsengang voranzutreiben. Im August publizierte die Deutsche Börse zudem ein Update zur ISS Stoxx-Präsentation, um die Aufmerksamkeit der Investoren auf ein mögliches IPO zu lenken.
IPO-Fenster stand sperrangelweit offen
Damit schien der Weg zu einem Börsengang im Herbst vorgezeichnet. Doch passiert ist nichts. Dabei hätte das Marktumfeld kaum besser sein können, wie das fulminante Börsendebüt des Prothesenherstellers Ottobock Anfang Oktober gezeigt hat. Seither wird denn auch gerätselt, weshalb die Deutsche Börse diese Gelegenheit sang- und klanglos verstreichen ließ. Die Deutsche Börse will sich dazu nicht äußern.
Über den Sommer müssen jedoch Entwicklungen stattgefunden haben, die den Börsenbetreiber veranlasst haben, das sperrangelweit offenstehende IPO-Fenster im Herbst nicht zu nutzen. Die IPO-Entscheidung hängt denn auch nicht allein an der Deutschen Börse. Ein gewichtiges Wort mitzureden hat auch der Finanzinvestor General Atlantic, der noch 20% an ISS Stoxx hält und den Exit sucht, dabei aber sicher nichts zu verschenken hat.
Greift Leithner zu?
So hat das Thema Nachhaltigkeit und ESG nicht nur in den USA unter Donald Trump stark an Bedeutung verloren, sondern zunehmend auch in Europa. Möglicherweise ist deshalb das Investoreninteresse und damit die bei einem IPO erzielbare Bewertung geringer als erwartet. In der Q3-Präsentation heißt es denn auch, dass das Umfeld für ISS Stoxx „weiterhin herausfordernd“ sei.
Daran dürfte sich auch im kommenden Jahr nicht viel ändern. Es ist deshalb durchaus möglich, dass es gar nicht zu einem Börsengang von ISS Stoxx kommt. Leithner hat immer wieder betont, dass auch die Option einer Übernahme des General Atlantic-Anteils durch die Deutsche Börse auf dem Tisch liegt.