Deutsche Filialbanken ringen weiter mit zu hohen Kosten
Andrea Orcel, der hochdekorierte vormalige UBS-Investmentbanker, der seit April 2021 an der Spitze des Unicredit steht, sprach nur wenige Monate nach Amtsantritt vom Strategieplan „Unlocked“, mit dem bis 2024 ganz neue Kräfte entfesselt werden sollen. So schön das klingt, müssen ganze Abteilungen jetzt bluten. Und es sind nicht nur Jobs im Backoffice oder im auszudünnenden Filialnetz, sondern wichtige Umsatzträger. Bisher in München angesiedelte Teile des Investmentbankings, etwa im Bereich Markets, werden, wie zu hören ist, von München an den Hauptsitz nach Mailand verlegt. Betroffen sind dem Vernehmen nach aber weniger als 50 Stellen. Orcel muss vor allem in Deutschland, dem nach Italien wichtigsten Markt, der mit seiner Ertragskraft am weitesten der angepeilten Cost-Income-Ratio von 50% hinterherhinkt, aufräumen. Am Ende soll von den 3 000 einzusparenden Stellen wohl die Hälfte in Deutschland wegfallen, wo noch ca. 11 000 Mitarbeiter in Diensten des Unicredit stehen.
Damit ist das Institut im Kreis der deutschen Filialbanken kein Sonderfall. Allerdings setzen die Italiener das Messer am schärfsten an. Binnen einer Dekade (2013-2023) wird Unicredit seine Vollzeitjobs in Deutschland nach unseren Berechnungen auf gut 10 000 nahezu halbiert haben. Die Commerzbank geht etwas moderater ans Werk. Sie wird gegen Ende ihrer „Strategie 2024“ von einst 41 113 Mitarbeitern (2013) bei ca. 25 000 angekommen sein (-40%). Die Deutsche Bank reduziert in der Zeitspanne hingegen nur um 24% von einst 46 377 auf künftig noch um die 35 700. Im Gegenzug werden überall, aber längst nicht in dem Umfang des Stellenabbaus, neue Posten geschaffen. Die Zahl ihrer Filialen hat die Commerzbank sogar bereits stärker als im Plan vorgesehen auf nur noch 400 reduziert. Sie liegt damit Kopf an Kopf mit der Deutschen Bank, während Unicredit noch auf 300 Stützpunkte in Deutschland kommt.