Bankensektor

Ex-ING Diba-CEO – „In Deutschland gibt es noch zu viele Banken“

Ben Tellings gilt als einer der Pioniere für die Verbreitung des Online-Bankings in Deutschland. Von 2003 bis 2010 war er CEO der ING Diba, die heute als ING Deutschland firmiert, und wechselte dann als Vorsitzender in den AR. 2016 kam dann das abrupte Ende bei der niederländischen Direktbank, und es wurde still um Tellings. Seither ist er vor allem als Business Angel aktiv und kam hierzulande in den letzten zwei Jahren wieder in den Medien vor, da er in das Fintech Bling investiert hat.

Ben Tellings, ehemaliger CEO der ING Diba, heute als Business Angel unterwegs
Ben Tellings, ehemaliger CEO der ING Diba, heute als Business Angel unterwegs © Bling

Bling ist eine (kostenpflichtige) Finanz-App für Familien; Eltern können u.a. „Sparbäume“ für Kinder anlegen. „Bling ist keine Bank, sondern eine Marke, die Finanz- und Medienkompetenz für die ganze Familie vermittelt und im stressigen Familienalltag ganzheitlich unterstützt“, erklärt Tellings im Gespräch mit PLATOW.

Diese Marke gelte es weiter aufzubauen. Und sie werde im Markt eindeutig wahrgenommen: „Wir stellen großes Interesse seitens der Banken fest. Auch sehr große Häuser sind auf uns zugekommen, um über mögliche Partnerschaften zu sprechen“, sagt Tellings. Derzeit arbeiten bei Bling ca. 40 Mitarbeiter. „Die Produkte sind an sich keine neue Idee. Aber die Form, wie die App gestaltet und zielgruppenspezifisch entwickelt ist, ist sehr neu“, zeigt sich der Ex-Banker überzeugt.

Auf seine ING-Zeit blickt er stolz: „Wir haben damals den Bankenmarkt aufgemischt. Es gab viele Wettbewerber, die uns nicht gemocht und belächelt haben“, erzählt er. Und es sei für ihn höchste Zeit gewesen, als Chef abzutreten. „Mit Vertragsverlängerung 13 Jahre als CEO wäre zu lang gewesen, man muss auch rechtzeitig aufhören können und den Weg für andere frei machen“, so Tellings. Sein größter Verdienst? „Viele halten die ING heute für eine Qualitätsbank. Es ist nicht so einfach, eine Organisation aufzubauen, die tatsächlich auf Worte Taten folgen lässt“, antwortet er. Die ING habe Wort gehalten und stets Bedenken seitens der Verbraucherzentrale bei ihrer Entwicklung einbezogen.

„Wir haben eine Marke aufgebaut in einem Umfeld, in dem viele gesagt haben: Das wird nichts, das passt ja gar nicht in die deutsche Bankenlandschaft”, bekräftigt Tellings. Zur aktuellen Marktsituation hat er eine klare Meinung: „Deutschland ist noch immer overbanked, es gibt zu viele Banken und Filialen.“ Fusionen seien unvermeidlich.

Da wird ihm keiner widersprechen. Die Konsolidierung sei aber viel langsamer passiert als Tellings vor 20 Jahren dachte. „Damals hatte ich erwartet, dass es heute nur noch 3.000 Filialen in ganz Deutschland geben würde. Das war eine klare Fehleinschätzung.“ Zudem ist Tellings skeptisch bei vielen Fintechs bzw. Neobanken. „Sie sind noch nicht stark genug, um die Bankenkonsolidierung beschleunigen zu können.“ ck

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