EZB-Pläne für Jobrotation und den Betriebsrat sorgen für Zoff
Vor der wichtigen Ratssitzung am Donnerstag sah sich EZB-Chefin Christine Lagarde zu einer Video-Botschaft genötigt, denn in der Notenbank gibt es Streit. Worum es dabei geht.

Mitten in Zeiten massiver Verwerfungen an den Märkten sah sich EZB-Präsidentin Christine Lagarde vergangene Woche zu einer Botschaft an die Mitarbeiter gezwungen. In einem Video im Intranet wirbt sie für ein neues Mobilitätskonzept der EZB, wonach Mitarbeiter spätestens nach 8 Jahren ihre Tätigkeit wechseln sollen. Der pikante Zeitpunkt deutet an, wie angespannt die Stimmung in der Notenbank ist. Das liegt nicht nur an dem Konzept. Die EZB-Spitze will auch die Regeln für den Betriebsrat ändern, was ebenfalls schon länger für Ärger sorgt.
Der Betriebsrat kritisiert das geplante Mobilitätskonzept scharf. Es sei ein Recycling früherer, erfolgloser Maßnahmen. Grund für die Pläne ist: Da kaum Mitarbeiter die EZB verlassen, werden nur wenige neue Stellen frei. Dadurch ist es für Mitarbeiter schwer aufzusteigen und die Tätigkeit zu wechseln. Der Betriebsrat sieht v.a. Handlungsbedarf bei Karrieremöglichkeiten. Bei früheren Mitarbeiterbefragungen hatte es hierüber hohe Unzufriedenheit gegeben. Die EZB will eher die Flexibilität der Mitarbeiter erhöhen. Das neue Konzept sieht vor, dass Mitarbeiter spätestens nach 8 Jahren ihre Rolle wechseln sollen.
Nach einer Phase der Entwicklung (bis 3 Jahre) sollen die Orientierung nach neuen Aufgaben (nach 3 Jahren) und der Funktionswechsel (zwischen 5 und 8 Jahren) folgen. Eine EZB-Sprecherin bestätigt auf Anfrage die geplanten Änderungen. Ziel sei es, mehr berufliche Entwicklungsmöglichkeiten zu bieten und den Qualifikationsmix zu fördern. Der neue Mobilitätsansatz werde derzeit mit den Personalvertretern abgestimmt. Zudem will die EZB-Spitze die Regeln für den Betriebsrat ändern. Unter anderem will sie die Möglichkeiten von Betriebsräten einschränken, sich für die Gremientätigkeit freizustellen.
Bisher konnten einige Betriebsräte ihre volle Arbeitszeit der Gremienarbeit widmen; künftig sollen sie max. 50%, Sprecher 75% ihrer Arbeitszeit nutzen dürfen. Eine EZB-Sprecherin sagt, dass so „sichergestellt wird, dass Betriebsräte sich gleichzeitig in Personalangelegenheiten einbringen und eine berufliche Karriere verfolgen können“. Dagegen fürchtet der Betriebsrat eine Schwächung des Gremiums. In den Konflikt hat sich nach PLATOW-Infos auch Ver.di-Chef, Frank Werneke, eingemischt. In einem Brief an Lagarde vom 10.4. äußert er „tiefe Besorgnis“ über die Pläne. Diese würden „die Rechte, die Vertretung und den Spielraum für einen sinnvollen sozialen Dialog erheblich einschränken“.