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Fintech-Finanzierung – Platzt 2025 endlich der Knoten?

Nach den schwachen Jahren 2023 und 2024 dürften Finanzierungsrunden für Fintechs 2025 zwar stabil, aber auf niedrigem Niveau bleiben. Hoffnung macht eine neue EU-Verordnung.

Lars-Thorben Niggehoff,
Robo Advisor Symbolbild
Robo Advisor Symbolbild © AdobeStock

Die Fintech-Szene dürfte eine der wenigen Branchen sein, die mit Wehmut an die Corona-Jahre 2021 und 2022 zurückdenkt. Nie war die Funding-Situation so gut wie damals. Fast 22 Mrd. Euro flossen 2021 in europäische Finanz-Start-ups, immerhin noch 16,5 Mrd. Euro waren es dann 2022. Seitdem ging es bergab. 2023 gab es nur noch 6 Mrd. Euro. Im vergangenen Jahr waren es bis zum Ende des zweiten Quartals aber immerhin schon wieder knapp 4 Mrd. Euro.

2024 gab es also zumindest eine Stabilisierung des Finanzierungsumfelds sowie einen ungeahnten Aufschwung bei den Fintech-Neugründungen (s. PLATOW v. 9.1.). So manch ein Gründer glaubt, einen Hoffnungsschimmer für eine Trendwende 2025 zu erkennen. Christopher Schmitz ist da noch eher skeptisch. „Runtergehen werden die Zahlen 2025 nicht“, sagt er. Aber große Sprünge erwartet der Fintech-Experte von EY auch nicht: „Wir gehen von einer Stabilisierung auf dem aktuellen Niveau aus.“ Die Gründe dafür sind vielfältig.

Nach der Zinswende, so Schmitz, fällt es auch Wagniskapitalgebern nicht mehr ganz so leicht, frisches Kapital einzusammeln. Deswegen halten sie ihre Mittel eher beisammen und investieren nur noch in Firmen, die klare Pfade zur Profitabilität aufzeigen können. Für die, denen das gelingt, gibt es auch weiterhin Geld. So bekam das Solar-Fintech Cloover im Mai 114 Mio. US-Dollar. Kleinere Runden für Fintechs wie Lemon Markets (12 Mio. Euro) oder Pliant (18 Mio. Euro) kamen ebenfalls zustande. „Es gibt insgesamt weniger Finanzierungsrunden, dafür wird die einzelne Runde größer“, sagt Schmitz.

Zwei Faktoren könnten das Finanzierungsklima mittelfristig jedoch aufbessern. Da ist zum einen die erneute Wende in der Zinspolitik. Sinkende Zinsen dürften die Anlageklasse Wagniskapital wieder attraktiver machen. Dazu kommt die Hoffnung auf neue Technologiezyklen. Neobanken, Robo-Advisor und Neobroker kamen in den vergangenen Jahren wellenweise, oft getrieben von regulatorischen Neuerungen wie etwa der PSD2-Richtlinie, an den Markt. Mit der „Financial Data Access Regulation“ (FiDA) könnte die nächste Welle ausgelöst werden. Diese EU-Verordnung soll den Zugang zu Finanzdaten vereinfachen. So könnten auch Drittanbieter Daten über Kredite, Investments oder Versicherungen erhalten. Finanzinstitute ab einer gewissen Größe wären verpflichtet, Kundendaten zu teilen. Auf Basis dieses Informationsschatzes werden Gründer neue Geschäftsmodelle aufsetzen und einfacher um Kunden werben können, die bisher auf etablierte Finanzdienstleister setzen.

Noch ist die FiDA allerdings nicht verabschiedet, das EU-Parlament gab im Juni, der Rat Anfang Dezember seine Verhandlungsposition zum Kommissionsvorschlag bekannt. Nun folgen die Trilog-Verhandlungen. Die Hoffnung in Brüssel ist trotzdem, dass FiDA noch 2025 in Kraft treten kann. Wenn es so weit ist, stehen vermutlich Kapitalgeber bereit. „Es ist nicht so, dass Investoren nicht auf gute Gelegenheiten warten“, meint Schmitz.

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