Genoverband – „Aggressives Geschäftsgebaren“ sorgt für Unmut
Hauptziel war es, die wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit des Verbands zu sichern. Als eines der wichtigsten Mittel dazu wurde die Intensivierung des Vertriebs identifiziert. Damit scheint es der Verband indes zu übertreiben. Aus dem Finanzverbund erreichen uns Stimmen, wonach der Unmut bei Volks- und Raiffeisenbanken über das angeblich „aggressive Geschäftsgebaren“ des Genoverbands zunimmt.
Der Vorwurf lautet, die Prüfer würden versuchen, Banken Dienstleistungen aufzuschwatzen, die diese gar nicht wollen. Beispiel: Im Zuge einer Prüfung werden Risiken festgestellt. Die Prüfer des Genoverbands würden dann regelmäßig Awado ins Spiel bringen. Die Consulting-Tochter des Verbands berät u.a. zu Risikomanagement, aber auch zu Themen wie Recht, IT, Strategie oder Kommunikation. Laut Ingmar Rega, seit 2020 Chef des Genoverbands, wollen die Hessen die Managementberatung weiter ausbauen und dafür erster Ansprechpartner im Finanzverbund werden.
Es wird ordentlich investiert: Zum 1.1. wurde die auf Managed Services spezialisierte HmcS-Gruppe übernommen. Im laufenden Jahr soll das Beraterteam außerdem um 25 Köpfe wachsen. Allein vom Konkurrenten zeb kamen 17 Consultants, die alle mit Aufträgen versorgt sein wollen. Ob die Wachstumsstrategie aufgeht, muss sich noch zeigen. So ist der Gesamtumsatz des Genoverbands trotz wachsender Mitgliederzahlen und kräftig angehobener Preise 2023 von 158 Mio. auf 136 Mio. Euro zurückgegangen. Darin enthalten sind 61 (Vj. 93) Mio. Euro aus Nicht-Prüfungsleistungen. Die Gefahr, dass der Verband Mitglieder aus dem lukrativen Banken-Bereich verliert, ist real. Einige Banken stellen sich die Frage, wie weit her es mit der Trennung von Prüfungs- und Beratungsleistung im Genoverband noch ist. Nach unseren Informationen gibt es Institute, die über den Wechsel zu einem der drei übrigen Prüfverbände nachdenken, aber nicht genannt werden wollen.
Bei BWGV (Baden-Württemberg), GVB (Bayern) und GVWE (Weser-Ems) soll man unterdessen die Köpfe schütteln über das Auftreten des Genoverbands. Der hat zum Jahresanfang auch noch den Zusatz „Verband der Regionen“ aus dem Namen gestrichen und tritt offenbar zunehmend mit Alleinvertretungsanspruch auf. Dass die drei „Kleinen“ selber auch Beratungsleistungen anbieten und sich Awado nicht an das genossenschaftliche Regionalprinzip hält, sondern im gesamten Bundesgebiet aktiv ist, trägt kaum zur Verbesserung der Stimmung bei. Dabei ist der Genoverband durchaus an Zusammenarbeit interessiert, wenn sich dadurch Kosten sparen lassen. So soll man beim GVB wegen der gemeinsamen Entwicklung einer neuen (und teuren) Prüfungssoftware angeklopft haben. mr