Goldman Sachs – Fragmentierung des Kapitalmarkts „sehr teuer“
Die Live-Umfrage ergab, dass sich die „not worried“-Fraktion mit etwa einem Drittel hinter den „Doomsters“, zu deutsch Pessimisten, einreihte. Die Optimisten (ca. 10%) waren demnach deutlich in der Unterzahl. Zu Letzteren zählt sich aber immerhin Goldman Sachs-Europachef Wolfgang Fink; die Umfrage wurde während seines Interviews auf der Bühne durchgezogen.
Fink argumentierte, dass tief verankerte Wertschöpfungsketten sowie Marktführerschaft in Subsektoren Anlass zur Zuversicht gäben. Um den Herausforderungen der deutschen bzw. europäischen Wirtschaft begegnen zu können, plädierte er, ähnlich wie Deutsche Bank-Chef Christian Sewing in einem Interview mit der „NZZ“ (s. PLATOW v. 5.9.), für eine stärker koordinierte Zusammenarbeit auf europäischer Ebene und – wenn auch etwas durch die Blume – einen integrierten Kapitalmarkt.
Die derzeitige Fragmentierung „koste sehr viel Geld“, betonte Fink. Vonseiten der Regierung (v. a. Finanzminister Christian Lindner) sieht er hier immerhin einen echten „Push“. Dennoch seien etwa länderspezifische Steuer- oder Insolvenzregelungen noch immer zu unterschiedlich.
Die Frage, ob Deutschland ein neues Wachstumsmodell brauche, beantwortete der Goldman-Lenker mit Verweis auf die Energiewirtschaft mit einem klaren „Ja“ – das werde auch bereits etabliert. Der kontrovers diskutierte Industriestrompreis könne allerdings „nur eine Übergangslösung“ darstellen, mahnte Fink. Unternehmen wüssten am besten, wie sie ihre Probleme angehen müssen; eine überbordernde staatliche Einmischung lehnt der Banker sichtlich ab.
Als Angehöriger der Privatwirtschaft würde alles andere auch verwundern. Für das eigene Geschäft vermeldet Goldman ebenfalls Positives – die Aktivität bei Börsengängen und M&A-Transaktionen nehme nach der Sommerpause nun langsam Fahrt auf. ck