Banken

Goldman Sachs setzt auf M&A-Impulse durch die EU

Die US-Investmentbank sieht Signale für einen Richtungswechsel in der EU bei der Genehmigung von Fusionen. Dies macht sie unter anderem an jüngsten Äußerungen fest.

von Jan Mallien,
Goldman Sachs Flagge weht im Wind
Goldman Sachs Flagge weht im Wind © AdobeStock

Europa träumt von Industrie-Champions, doch bisher blieben viele Versuche erfolglos. Als Siemens und Alstom ihre Bahnsparten zusammenlegen wollten und dies mit dem Wettbewerb aus China begründeten, stoppte die EU-Kommission das Vorhaben. Die Investmentbank Goldman Sachs sieht jedoch einen Wandel. Der Co-Chef für das Investmentbanking in Deutschland, Tibor Kossa, verweist auf den Draghi-Report und Äußerungen der neuen EU-Wettbewerbskommissarin Teresa Ribera.

Diese hat angekündigt, etwa die bestehenden Fusionsregeln zu überprüfen. „Die Statements deuten auf einen Richtungswechsel hin,“ sagt Kossa. Bislang sah die EU viele Fusionen kritisch, weil sie fürchtete, dass große Unternehmen den Wettbewerb einschränken. Jetzt rücken offenbar industriepolitische Argumente in den Vordergrund. Nach dieser Logik können europäische Champions eher mit großen Wettbewerbern aus China und den USA mithalten. Eine weniger restriktive Haltung der EU ggü. Großfusionen könnte die M&A-Aktivitäten beflügeln. Nach Rückgängen in den Vorjahren zeichnet sich für 2024 in Europa und Deutschland ein höheres Volumen ab. Im 1. Hj. hing der deutsche Markt noch weit hinter der int. Entwicklung zurück. Seit Sommer hat sich aber einiges getan. Große Transaktionen wurden abgewickelt, die sich länger hingezogen haben, wie Covestro und DB Schenker.

Kossa geht davon aus, dass europäische Firmen künftig verstärkt in den USA nach Übernahmezielen suchen. Grund sind die starken Wachstumsunterschiede zwischen USA und Europa. Nach der Wahl von Donald Trump hat die Investmentbank ihre Wachstumsprognose für die Euro-Zone weiter reduziert, für die USA ist sie optimistisch. „Die Unternehmen aus Deutschland, die grenzüberschreitend M&A machen, werden sich Richtung USA orientieren,“ erwartet Kossa. Beispiel die Übernahme des US-Softwarekonzerns Altair durch Siemens.

Dabei haben die Bewertungsunterschiede zwischen den USA und Europa laut Kossa einen Rekordwert erreicht. Das hindere europäische Unternehmen aber nicht daran, in den USA zu expandieren. Wer wachsen wolle, müsse verstärkt über den Atlantik blicken. Weiteren Schub für das M&A-Geschäft erwartet Goldman Sachs von Finanzinvestoren, die sich seit den massiven Zinserhöhungen ab 2022 zurückgehalten haben. Christopher Droege, M&A-Chef von Goldman Sachs in Deutschland, verweist darauf, dass vor allem Private-Equity-Firmen viel Geld eingesammelt hätten, für das sie nach Anlagemöglichkeiten suchen.

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