Kampf um deutsche Superreiche – Wie ein US-Anbieter die Banken herausfordern will

Für Superreiche sind sie oft erste Wahl: Family Offices. Sie verwalten komplexe Vermögen reicher Familien und betreuen weltweit etwa 6 Bio. US-Dollar, schätzt der „Economist“. Deutschland spielt als drittgrößter Markt eine Schlüsselrolle. Stärkere Konzentration und Professionalisierung ist hier angesagt. Darauf zumindest setzt der an der Nasdaq gelistete US-Vermögensverwalter AlTi Global, der, seit die Allianz an Bord ist, in Deutschland verschärft expandieren will.
„Wir erwarten eine Konsolidierung des deutschen Marktes für unabhängige Vermögensverwalter, da viele kleine Unternehmen Schwierigkeiten haben, mit den Anforderungen des Marktes Schritt zu halten“, sagt Robert Weeber, Leiter des internationalen Wealth Managements von AlTi. Der Vermögensverwalter hat kürzlich das Hamburger Family Office Kontora übernommen. Das Kapital für den Schritt kommt u.a. von der Allianz. Der Versicherer investierte 2024 in AlTi und will bis zu 300 Mio. Euro in das Unternehmen stecken. Weeber sieht auf dem deutschen Markt großes Wachstumspotenzial und nennt vor allem zwei Gründe. Erstens verweist er auf die geringe Größe der Akteure. Weniger als zehn unabhängige Vermögensverwalter betreuen mehr als 5 Mrd. Euro. „Deutschland ist ein großer, aber stark von Banken dominierter Markt.“ Diese sieht Weeber als Hauptkonkurrenten. AlTi verwaltet weltweit etwa 71 Mrd. Euro, Kontora 14 Mrd. Euro.
„Durch unsere Größe profitieren unsere Kunden von Skaleneffekten, zum Beispiel weil wir durch das Zusammenfassen von Anlagen bei globalen Depotbanken niedrigere Gebühren erzielen und Zugang zu stark nachgefragten Investmentfonds erhalten.“ Zweitens sieht Weeber Raum für eine stärkere Professionalisierung, der US-Markt sei hier weiter. Viele Vermögen in Deutschland liegen in Gründer-geführten Mittelstandsfirmen. Oft verwalten die Firmeninhaber oder Finanzverantwortlichen selbst das Vermögen oder überlassen es ihren Steuerberatern. „Wir sehen eine Chance, diesen Familien eine umfassende Vermögensverwaltung anzubieten, die mehr beinhaltet als nur die Geldanlage.“
AlTi bietet diverse Dienstleistungen für vermögende Familien: Beratung bei der Governance, Impact Investing, Networking Events oder Begleitung der Vermögensübergabe an die nächste Generation. Der Assetmanager will nach eigenem Anspruch führender globaler, bankunabhängiger Anbieter für Ultra-High-Net-Worth-Kunden werden, die Reichen der Reichen. Dabei schließt Weeber weitere Zukäufe nicht aus. „Unser Ziel ist es, unser Geschäft in Deutschland durch organisches Wachstum und gezielte strategische Akquisitionen weiter auszubauen und damit ein führender unabhängiger Vermögensverwalter zu werden.“
Bisher in dieser Serie erschienen:
Teil 1: Verdrängungskampf am deutschen Private Banking-Markt
Teil 2: So will die LLB den Markt erobern
Teil 3: Private Banking wächst kräftig, Berater heiß umkämpft
Teil 4: Bankhaus Seeliger setzt auf Erfolg in der Nische
Teil 5: LGT präsentiert Expansionsplan für Deutschland
Teil 6: Berenberg will stark wachsen – auch durch Zukäufe
Teil 7: V-Bank – Die stille Macht im Private Banking
Teil 8: DZ Privatbank setzt auf Nähe zum Kunden
Teil 9: Frankfurter Bankgesellschaft setzt auf zweistelliges Wachstum
Teil 10: Merck Finck setzt auf lokale Wurzeln und ein europäisches Netz
Teil 11: Private Equity – Privatbanken unter Zugzwang
Teil 12: Metzler-Chef sieht erste Früchte der neuen Strategie
Teil 13: Fintech investify nimmt mit Partnern Sparkassen-Depots ins Visier