Kann die Blockchain das Swift-System obsolet machen?
Ausgerechnet der gemütliche Schweizer Finanzplatz entwickelt sich zu einem absoluten Vorreiter im Bereich Blockchain-Technologie. Erst vor wenigen Wochen hatte die Schweizerische Bankiervereinigung (SBVg) verkündet, dass sie ein Projekt zur Tokenisierung von Giralgeld initiiert (s. PLATOW v. 2.10.). Nun schiebt die UBS – eine der am Pilotprojekt beteiligten Banken – ein eigenes Vorhaben an: UBS Digital Cash. Dabei handele es sich um eine Blockchain-basierte Zahlungslösung, die Effizienz und Transparenz für große institutionelle Kunden erhöhen soll, so die Großbank.
Was erst mal klingt, als arbeite man bei UBS und SBVg parallel an mehr oder weniger gleichen Projekten, erweist sich bei genauerem Hinsehen dann doch als sehr unterschiedlich. Während es der SBVg eher um eine Alternative zu Stablecoins im Decentralized Finance-System geht, soll UBS Digital Cash grenzüberschreitende Transaktionen auf die Blockchain übertragen. Im Prinzip wäre Digital Cash damit eine Alternative für das etablierte Swift-System. Das funktioniert zwar prinzipiell gut, gilt aber gerade unter großen institutionellen Kunden als ineffizient. „Die müssen oft viel Liquidität in verschiedenen Währungen bereitstellen und bewegen“, sagt Nikola Jelicic, Partner bei Zeb Consulting. Über Swift dauere das bisher oft länger und koste zusätzliche Gebühren, gerade wenn nicht nur Großbanken an der Transaktion beteiligt sind.
Bei UBS Digital Cash laufen diese Transaktionen über ein privates Blockchain-Netzwerk. Dort erfolgt die Abwicklung über Smart Contracts, die automatisch exekutiert werden, sobald vordefinierte Bedingungen erfüllt sind. Zwischen UBS-Kunden funktioniert das bereits unproblematisch, aber auch andere Banken können Digital-Cash-Transaktionen empfangen – sogar wenn sie selbst kein Blockchain-Zahlungssystem haben.
Der Vorteil gegenüber Swift: Das Ganze läuft währungsunabhängig, in Echtzeit und rund um die Uhr. In der Pilotphase umfassten die Transaktionen bereits Dollar, Franken, Euro und Yuan. Ist das Korrespondenzbank-System also bald Geschichte? Jelicic ist da skeptisch: „Blockchain-Transaktionen werden kein hundertprozentiger Ersatz sein, sondern eine sinnvolle Ergänzung“. Für alle anderen Transaktionen dürften herkömmliche Systeme wie Swift auch weiterhin völlig ausreichen.