Banken

Kann Sewing die Deutsche Bank in neue Dimensionen führen?

Deutsche Bank-Chef Sewing muss auf Druck großer Investoren um sein Renditeziel kämpfen. Wie ihm die maue Vorjahresbilanz dabei hilft und warum seine Vertragsverlängerung auch von der neuen Strategie abhängt.

von Frank Mahlmeister,
Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender Deutsche Bank AG
Christian Sewing, Vorstandsvorsitzender Deutsche Bank AG © Mario Andreya / Deutsche Bank AG

Es müsse „unser Anspruch sein, die führende Bank Europas zu sein“, proklamierte Vorstandschef Christian Sewing auf der Bilanz-PK der Deutschen Bank. Was das konkret heißen soll, wollte Sewing zunächst nicht definieren. Vielmehr ging es ihm wohl darum, ungeduldigen Investoren zu zeigen, dass er auch für die kommenden Jahre große Ambitionen hegt. Zudem wird sich der Aufsichtsrat im Jahresverlauf mit der Verlängerung von Sewings Vertrag beschäftigen, der im April 2026 ausläuft. Dabei dürfte das Gremium nicht nur darauf schauen, ob der Deutsche Bank-Lenker das für 2025 hoch und heilig versprochene Rendite-Ziel von mehr als 10% einhalten kann. Mindestens ebenso wichtig ist, ob ihm der Aufsichtsrat zutraut, die Deutsche Bank in Sachen Profitabilität und Wachstum in neue Dimensionen und damit in die Spitzengruppe europäischer Banken zu führen.

Sewings Stab werkelt denn auch bereits eifrig unter dem Arbeitstitel „Deutsche Bank 3.0“ an einer neuen Strategie für die kommenden Jahre, um Erträge, Effizienz und Profitabilität deutlich zu verbessern. Im Blick hat Sewing dabei vor allem zwei Stoßrichtungen, wie er durchblicken ließ. Die Deutsche Bank will ihr Eigenkapital künftig noch effizienter und strategischer einsetzen. Dabei schreckt Sewing auch nicht davor zurück, renditeschwache Bereiche auszusortieren. Zudem sollen Prozesse und Organisationsstrukturen optimiert sowie den einzelnen Geschäftsbereichen mehr Entscheidungskompetenzen gegeben werden. Noch offen ist, wann Sewing die neue Strategie präsentieren wird.

Zunächst hat für den Deutsche Bank-Lenker jedoch das Renditeziel absolute Priorität. 2024 schaffte das Institut gerade einmal eine Rendite von 4,7% nach 7,4% im Vorjahr. Der den Aktionären zurechenbare Nettogewinn stürzte trotz höherer Erträge (+4% auf 30,1 Mrd. Euro) um fast 36% auf 2,7 Mrd. Euro ab, woraufhin die Börse für uns etwas vorschnell mit im Verlauf aber kleiner werdenden Abschlägen reagierte. Verhagelt haben das Ergebnis nämlich vor allem Einmalkosten für den Rechtsstreit mit ehemaligen Postbank-Aktionären. Sewing und CFO James von Moltke entschieden deshalb, aus der Not eine Tugend zu machen. Damit dem Institut 2025 nicht erneut Altlasten auf die Füße fallen, wurden möglichst viele absehbare Risiken noch in die Bilanz 2024 gepackt, darunter auch mögliche Rechtskosten für Fremdwährungskredite in Polen.

Mit dieser Bilanzbereinigung verschafft sich die Deutsche Bank eine gute Ausgangslage für das für Sewing so wichtige Jahr 2025, das sich operativ „sehr gut“ angelassen haben soll. Denn die Kosten für Rechtsfälle von insgesamt rund 2 Mrd. Euro sowie der Restrukturierungsaufwand von mehr als 500 Mio. Euro dürften sich in diesem Jahr nicht wiederholen und somit das Ergebnis entsprechend aufpolieren. Da Sewing einen weiteren Anstieg der Erträge um 2 Mrd. Euro auf 32 Mrd. Euro sowie eine geringere Risikovorsorge (2024: 1,8 Mrd. Euro) erwartet, stehen die Chancen für einen kräftigen Gewinnschub 2025 durchaus günstig.

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