Klimarisiken und Quantencomputing bedrohen die Banken
Mark Branson beschäftigen derzeit vor allem die langfristigen Gefahren der deutschen Finanzindustrie. Der Klimawandel und die Risiken des Quantencomputings standen ganz oben auf der Agenda des BaFin-Chefs bei seiner Risikokonferenz. Pflichtgemäß sprach er die Sorge vor deutlichen Korrekturen an den internationalen Finanzmärkten an, wo er eine „Sorglos-Stimmung“ ausmacht.
Die Gefahr von Kreditausfällen bei Banken und Versicherungen im Zuge steigender Insolvenzzahlen in Deutschland blieb fast ein Nebenschauplatz. Die steigenden Insolvenzzahlen seien besorgniserregend und die deutsche Wirtschaft anfällig für negative geopolitische Einflüsse, so dass der Anteil ausfallgefährdeter Kredite bei den Banken steige, warnte Branson. Sein Hauptthema waren aber die Gefahren des Klimawandels, die Branson auffällig oft ansprach. Bemerkenswert direkt sprach er eigene Versäumnisse an: „Wir haben die physischen Risiken regulatorisch und aufsichtsseitig bisher vergleichsweise untergewichtet.“ Künftig werde sein Haus darauf eine stärkere Präferenz legen, auch weil die weltweite Politik aufgrund der jüngsten Wahlergebnisse nicht handlungsfähig erscheint. Selbst wenn keine Umweltpolitik stattfinde, blieben die „Gefahren in den Bilanzen aufsichtsrelevant“, stellte der Oberaufseher klar.
Aber auch die Banken seien gut beraten, dem Klimawandel mehr Aufmerksamkeit zu schenken, ließ Branson mehrfach anklingen. Das anspruchsvolle physikalische Umfeld des Klimawandels erfordere bereits verfügbare, hochwertige Daten, die aber oft nicht mit den Risikosystemen der Banken (und Versicherer) verknüpft seien, kritisierte der BaFin-Chef. „Die Risiken des Klimawandels werden sich in den Kreditportfolios der Banken und in den Schadenssummen der Versicherer niederschlagen“, warnte Branson, darauf müssten sich die Institute einstellen. Ein Gegenmittel seien Kapitalpuffer.
Gegen die Gefahren des Quantencomputings helfen diese allerdings nicht, weswegen Branson die Banken anderweitig in die Pflicht nimmt. Da Quantencomputer in der Lage sein werden, etablierte Verschlüsselungstechnologien zu überwinden, Kryptografie-Verfahren sind das Rückgrat jeder IT-Sicherheit in der Finanzwirtschaft, müssen die Banken sich mit verfügbaren quantensicheren Verschlüsselungen schützen, auch wenn die Quantencomputer noch nicht verfügbar seien. „Wenn sie in den Handel kommen, ist es zu spät“, warnte Branson.
Die Arbeit an Verschlüsselungstechnologien und die Bewertung der Klimarisiken sind zeit- und kapitalintensiv. Kleine Banken dürften daher darauf hoffen, dass Brüssel an Erleichterungen in der Regulierung arbeitet, wie Branson bestätigte.