Krypto-Hype als Chance für Broker und Depotbanken
Krypto-Währungen haben nach dem Sieg von Donald Trump einen Hype erlebt (s. PLATOW v. 8.11.), von dem Anleger bisher aber nur in den USA etwas haben. In der Schweiz und ganz ähnlich in Deutschland ticken Investoren anders. Doch nicht nur das. Auch Banken und Broker machen zu viele Fehler.
Doch der Reihe nach: So nährt eine aktuelle Studie der Hochschule Luzern (HSLU) den Verdacht, dass sich Anleger weitaus weniger für Krypto-Assets interessieren als Politik und Medien. Fast 80% der über 3.000 repräsentativ befragten Schweizer Anleger kennen zwar den Bitcoin als die mit Abstand verbreitetste Krypto-Währung. Aber nur jeder Zehnte besitzt solche Anlagen und nur jeder Siebte handelt diese aktiv und mit größeren Beträgen. Und das auch noch überwiegend aus Neugier – nicht aus Renditeerwägungen.
Und in Deutschland? Hier ist die Risikoaffinität ganz ähnlich wie in der Schweiz“, sagt Andreas Dietrich von der HSLU. Trotzdem sind die Deutschen wohl etwas experimentierfreudiger wie aus einer anderen Umfrage hervorgeht, die die Hamburger Marktforscher von Splendid Research unter 1.147 Deutschen aufgesetzt haben. Demnach hat bereits jeder Achte Anleger hierzulande bereits in Kryptowährungen investiert und jeder Dritte mit dem Gedanken gespielt. Die Schweizer Studienautoren wiederum berichten noch etwas: Finanzdienstleistern fällt es offenbar schwer, Neukunden für Kryptos zu begeistern. Die Hamburger Umfrage kommt zu einem ähnlichen Ergebnis. Fehlendes Vertrauen ist die größte Hürde, mangelnde Kenntnisse und instabile Marktlagen verunsichern zusätzlich.
KPMG lässt ebenfalls immer wieder Daten zur Krypto-Anlage in der DACH-Region erheben, gemeinsam mit dem Krypto-Portal BTC-Echo. Auch hier zeichnet sich ab, dass Bitcoin, Etherium oder Tether derzeit mehr etwas für Enthusiasten als für die breite Masse sind. Jüngst zeigte sich, dass trotz hoher Volatilität das Interesse anstieg, Markteinsteiger aber vorsichtiger geworden sind und Investitionen länger und sorgfältiger prüfen. Auffallend ist, dass Viele, die mitmachen, digitale Assets an mehreren Kryptobörsen halten, aber längst nicht an allen aktiv sind.
Wer als Bank oder Broker Kunden gewinnen und langfristig binden will, muss sich stärker engagieren, sagt Bernd Oppold von KPMG. Dazu gehöre es vor allem, „den Handel mit Kryptowährungen und klassischen Finanzprodukten auf derselben Plattform anzubieten“. Hier sieht auch Experte Florian Sondershausen eine Chance für Broker und Depotbanken. Es gehe nicht darum, das Angebot zu erweitern, sondern bestehende Prozesse zu verbessern. Für Kunden entstehe ein Mehrwert, wenn „digitale und traditionelle Assets in einem einzigen Portfolio verwaltet werden können“, sagt Sondershausen.
Beim Neobroker Justtrade machen Kryptowährungen aktuell 10 bis 15% der Trades aus, „etwas weniger als ETFs“, berichtet Gründer und Geschäftsführer Michael Bußhaus. Die Ordervolumina seien niedriger als bei Aktien und ETFs, liegen nach seinen Angaben im Schnitt bei 2.000 Euro je Order. Bußhaus sieht Kryptohandel als Trading-Instrument, um das Angebot abzurunden.