Banken

Lars Stoys ING-Plan – Breiteres Angebot, höhere Erträge

Die ING Deutschland gewinnt Kunden, doch der Ertrag sinkt. Das hat seine Gründe. CEO Lars Stoy will mehr rausholen – mit neuen Angeboten und einer klaren Strategie.

von Maximilian Volz,
ING-Logo in Hannover
ING-Logo in Hannover © AdobeStock

Mehr Kunden, weniger Gewinn. So einfach könnte man die Geschichte über die Jahreszahlen der ING Deutschland schreiben. Doch das würde dem Vorstandsteam um den neuen CEO Lars Stoy (seit 31.10.24) nicht gerecht. Denn auch wenn das „zweitbeste Ergebnis der Geschichte“, so Finanzchefin Nurten Erdogan, einige Schwächen aufweist, sind diese erklärbar.

So fiel das Ergebnis vor Steuern von 2,44 Mrd. im letzten Jahr auf 2,12 Mrd. Euro aufgrund einer gestiegenen Risikovorsorge. Für eventuelle Kreditausfälle erhöhte die Bank ihre Rücklagen auf 222 Mio. Euro, was mehr als dem sechsfachen Wert des Vorjahres entspricht und von Stoy als „Normalisierung der Risikovorsorge“ bezeichnete wurde. Das Ergebnis drücken zudem steigende Personal- und Verwaltungsaufwendungen sowie ein angesichts der Marktbedingungen erwartbares, sinkendes Zinsergebnis von 149 Mio. auf 3,55 Mrd. Euro. Das Zinsergebnis hatte auch die Q4-Zahlen der ING Gruppe belastet, sodass der Gewinn vor Rückstellungen um 3% fiel.

Auf der Habenseite der ING steht neben einem gestiegenen Provisionsergebnis (plus 90 Mio. auf 504 Mio. Euro) ein Kundenwachstum um 570.000, sodass die eigentlich erst für 2025 angepeilte Zielmarke von 10 Mio. Kunden praktisch bereits erreicht ist. Aus dieser großen Gruppe will der CEO künftig mehr Ertrag ziehen, auch weil die Konkurrenz in der Kundengruppe der Selbstentscheider gepunktet hat und die Margen in diesem Bereich in der Breite sinken. „Die machen das gut“, lobt Stoy diese Gruppe von Wettbewerbern.

Um dem Margendruck entgegenzuwirken, will Stoy die ING-Kunden in profitablere Geschäftsfelder führen. Dazu soll das eigene Angebot deutlich ausgebaut werden: „Wir haben Lücken in der Angebotspalette, und die werden wir schließen.“ Im Firmenkundengeschäft sei sein Haus „noch nicht auf Marktniveau“, deshalb sollen zum Beispiel die Zahlungsmöglichkeiten erweitert und das Kreditgeschäft ausgebaut werden. „Wir haben viele Privatkunden mit eigener Firma, die wir als Firmenkunden gewinnen wollen“, erklärte Erdogan nach dem offiziellen Teil im Gespräch mit PLATOW – zudem soll ein Kinderkonto Kunden (ab 7 Jahre) frühzeitig an die Bank binden.

„Wir werden unser Geschäftskundensegment zu einer dritten tragenden Säule ausbauen“, so Stoy. Auch im Wholesale Banking hat der Vorstandsvorsitzende Wachstumspläne. So will die ING künftig „Anleiheemissionen begleiten“, was aber „auch digital funktionieren“ müsse. Der „klare Wachstumsanspruch“ der ING umfasse aber nur bei „passenden Opportunitäten“ Zukäufe, sagte Stoy, nachdem Group-Chef Steven van Rijswijk kürzlich Zukäufe in Deutschland in Aussicht stellte.

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