Payments

Mastercard und Visa – Ein Fall von Missbrauch der Marktmacht?

Die Regulatoren in den USA und der EU haben die Payment-Riesen Visa und Mastercard auf dem Kieker. Ihnen wird vorgeworfen, zu hohe Gebühren zu verlangen. Was ihnen jetzt droht.

Lukas Homrich,
Unterschiedliche Kreditkarten mit Visa und Mastercard
Unterschiedliche Kreditkarten mit Visa und Mastercard © AdobeStock

Die Kreditkartengiganten Visa und Mastercard sind auf beiden Seiten des Atlantiks mit Vorwürfen konfrontiert, ihre Marktmacht missbraucht zu haben. Kürzlich mussten sich hochrangige Mitarbeiter einer Anhörung vor dem US-Senat stellen. Sie sollen zu hohe Interbankentgelte verlangen, die Händlerbanken an die Institute des Karteninhabers zahlen müssen. Und nicht nur in den USA soll es den Anbietern der weltweit führenden Zahlungskarten und ihren Netzwerken an den Kragen gehen.

In der EU sind Interbankentgelte für Debitkarten zwar seit 2015 auf 0,2% und für Kreditkarten auf 0,3% begrenzt. Brüssel untersucht derzeit aber, ob die Netzwerke eine andere Gebühr, die sogenannten „Scheme Fees“ (Systemgebühren), unrechtmäßig erhöhen und befragt Händler nach den Folgen der Gebühren für ihr Geschäft. Die Gebühren sollen Kosten für Betrieb, Wartung und Weiterentwicklung der Netzwerke abdecken und werden von allen beteiligten Banken an die Kartensysteme gezahlt.

Laut Ulrich Binnebößel, Abteilungsleiter Zahlungssysteme & Logistik beim Handelsverband Deutschland (HDE), seien die Gesamtgebühren für die Händler mittlerweile wieder mindestens so hoch wie vor 2015. Zudem berichteten dessen Mitglieder immer wieder von neuen Gebühren, „deren Mehrwert im Handel mehr als fraglich erscheint“. Wie viel davon direkt in die Taschen von Visa und Mastercard fließt, sei schwer abzuschätzen, sagt Thomas Walkner von der Unternehmensberatung Capco. „Auf der einen Seite sind die Kosten durch hohe Sicherheitsanforderungen gestiegen, auf der anderen Seite zeigten die hohen Gewinne vor allem von Mastercard, wie profitabel das Geschäft sei.“ Hier fehle es an Transparenz.

Der HDE fordert, die Systemgebühren in die Deckelung einzubeziehen. Zudem sei eine Regelung ähnlich dem in den USA vorgeschlagenen „Credit Card Competition Act“ zu begrüßen. Dieser soll große Banken dazu verpflichten, ihren Kunden mindestens ein weiteres Zahlungsnetzwerk neben Visa und Mastercard anzubieten. Das soll den Wettbewerb ankurbeln und die Entgelte verringern. Derzeit sind Interbankentgelte in den USA lediglich bei Debitkarten limitiert. „Wenn die EU eingreifen möchte, braucht es eine klare Regelung”, stimmt Walkner zu. Ein Gesetz würde freilich Jahre dauern. Eine schnell durchzusetzende Strafe zu verhängen, wäre eine Alternative. Am zugrunde liegenden System würde sich dann aber nichts ändern.

Einen neuen Konkurrenten neben Visa und Mastercard zu etablieren, halten Experten für unwahrscheinlich, da deren Vorsprung groß ist. Potenziell niedrigere Gebühren würden bei hohen Anfangsinvestitionen den Markteintritt für neue Wettbewerber unattraktiv machen. Spannend wird sein, wie sich die Einzelhändler in der Umfrage äußern werden. Deren Antworten waren bis Oktober fällig. Die EU-Kommission hat sie aber noch nicht veröffentlicht. Besonders die großen Händler sind ziemlich abhängig von Visa und Mastercard, weil ihre Kundschaft kaum auf diese Bequemlichkeit im Zahlungsverkehr verzichten will. Auch will Brüssel die Ergebnisse der Umfrage so lange nicht kommentieren, wie die Ermittlungen andauern.

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