Banken

Mehr Karte, andere Karte: Fünf Trends, die das Bezahlen verändern

Der Markt für Kartenzahlungen ist im Umbruch. Die Bundesbank zeigt, welche Karten gewinnen, welche verlieren und wo sich der Wandel erst abzeichnet.

Jan Mallien,
Verschiedene Kreditkarten von Visa, Mastercard und American Express
Verschiedene Kreditkarten von Visa, Mastercard und American Express © AdobeStock

Ein Kaffee, ein Brötchen, ein kurzer Piepton – bezahlt ist schnell. Selbst kleine Beträge begleichen Kunden heute per Karte. Die Routine wirkt banal, doch sie treibt einen tiefen Wandel an. Der Kartenmarkt verändert sich – bei der Nutzung, bei den Systemen und bei der Akzeptanz. In ihrem aktuellen Monatsbericht nimmt die Bundesbank diese Entwicklung genau unter die Lupe. Dabei sind fünf Trends auffällig:

1. Kartenzahlungen setzen sich (fast überall) durch

Kartenzahlungen sind heute im Alltag fast überall möglich. Laut einer Erhebung der Bundesbank konnten Kunden 2023 bei 81% der beobachteten Zahlungsvorgänge bargeldlos zahlen – ein deutlicher Anstieg gegenüber 2021. Vor allem in Gastronomie und Dienstleistungssektor hat die Akzeptanz spürbar zugenommen.

Es bleiben jedoch Lücken. Besonders Betriebe mit weniger als zehn Beschäftigten nehmen Kartenzahlungen deutlich seltener an als größere Unternehmen: Weniger als die Hälfte von ihnen akzeptierte Visa- und Mastercard-Debitkarten und Kreditkarten. Bei größeren Unternehmen lag der Anteil laut Bundesbank dagegen „erheblich höher“.

2. Debitkarten drängen Kreditkarten zurück

Debitkarten belasten das Girokonto sofort, Kreditkarten erst später. Im deutschen Kartenmarkt gewinnen Debitkarten klar an Gewicht. Ihr Anteil stieg zwischen 2018 und Ende 2024 von 76 auf 83 %, spiegelbildlich dazu sank im gleichen Zeitraum der Anteil der Kreditkarten von 24 auf 17%.

Dazu tragen mehrere Faktoren bei. Banken – vor allem Direktbanken – geben Debitkarten zunehmend als Standardkarte aus. Zugleich lassen sich internationale Debitkarten heute online, mobil und im Ausland einsetzen. Außerdem zahlen Kunden immer häufiger auch kleine Alltagsbeträge per Karte, bei denen ein Zahlungsaufschub keine Rolle spielt. Kreditkarten verlieren dadurch im Alltag an Bedeutung, bleiben aber bei Zahlungen im Ausland wichtig, etwa bei Reisen oder Mietwagen.

3. Girocard verliert Marktanteile – trotz steigender Nutzung

Das beliebteste und meist akzeptierte Zahlungsmittel an deutschen Ladenkassen ist die Girocard. Relativ gesehen verliert sie jedoch an Bedeutung. Ende 2024 entfielen noch rund 72 % des Umsatzes aller Debitkartenzahlungen auf die Girocard – mehr als sieben Prozentpunkte weniger als zwei Jahre zuvor.

Die Zahl der Girocard-Zahlungen steigt zwar. Doch internationale Debitkarten wie von Visa– oder Mastercard wachsen schneller, vor allem bei Onlinezahlungen, mobilem Bezahlen und im Ausland.

4. Internationale Kartenanbieter gewinnen an Gewicht

Visa und Mastercard bauen ihre Stellung im deutschen Kartenmarkt aus – vor allem über Debitkarten. In vielen Euroländern dominieren die internationalen Anbieter bereits, weil es dort keine nationalen Kartensysteme gibt. Entsprechend entfielen 2024 im Euroraum rund 69% der Kartentransaktionen auf internationale Anbieter.

5. Bezahlen wandert vom Portemonnaie ins Smartphone

Kartenzahlung bleibt das wichtigste elektronische Bezahlverfahren – doch die physische Karte verliert an Bedeutung. Immer häufiger zücken Kunden stattdessen das Smartphone oder die Smartwatch. Der Anteil mobil initiierter Kartenzahlungen an der Ladenkasse stieg von rund 5% Anfang 2022 auf knapp 16% Ende 2024.

Technisch bleibt mobiles Bezahlen meist eine Kartenzahlung. Was sich ändert, ist die Schnittstelle: Nicht mehr die Karte, sondern die digitale Wallet bestimmt, wie bezahlt wird. Damit verschiebt sich der Wettbewerb im Zahlungsverkehr weiter in Richtung mobiler Anwendungen. Neben Karten gewinnen auch neue, kontobasierte Bezahlverfahren an Bedeutung. Anwendungen wie Wero, die auf Echtzeitüberweisungen beruhen, sollen das Angebot erweitern und langfristig Alternativen zu kartengestützten Zahlungen schaffen.

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