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N26 droht Showdown auf Sonder-HV

Auf der N26-HV am 13.11. droht ein Eklat um die Wahl von zwei Aufsichtsräten, die von den Gründern vorgeschlagen wurden. Warum die rebellierenden Investoren am längeren Hebel sitzen.

Frank Mahlmeister,
Valentin Stalf, Gründer von N26
Valentin Stalf, Gründer von N26 © N26

Der auch nach dem Rückzug von N26-Gründer Valentin Stalf aus dem Vorstand weiter schwelende Machtkampf mit den Series-E-Investoren droht sich auf der Sonder-HV am 13.11. in einen Eklat zu entladen. Denn noch immer machen die beiden Gründer Stalf und Co-CEO Maximilian Tayenthal keine Anstalten, die neue Investorenvereinbarung, die ihre bisherige Machtfülle deutlich beschneidet, zu unterzeichnen.

Stattdessen haben sie ohne Absprache die ursprüngliche HV-Tagesordnung, die eine Erweiterung des Aufsichtsrats von derzeit vier auf sechs Sitze und die Wahl von Ex-Bundesbank-Vorstand Andreas Dombret zum AR-Chef vorsah, um zwei weitere Aufsichtsratskandidaten erweitert.

Weiterregieren über den Aufsichtsrat

Dabei berufen sich die Gründer auf die alte Investorenvereinbarung, die ihnen das Vorschlagsrecht für vier AR-Sitze einräumt. Laut dem neuen Vertrag dürfen die Gründer hingegen nur noch zwei AR-Kandidaten vorschlagen. Auf dem Ticket der Gründer sitzt jedoch bereits Lieferando-Mitgründer Jörg Gerbig im N26-Aufsichtsrat. Zudem haben Stalf und Tayenthal bereits angekündigt, zu gegebener Zeit ebenfalls in den Aufsichtsrat einziehen zu wollen.

Insider unken denn auch, Stalf und Tayenthal könnten versuchen, N26 auch nach ihrem Ausscheiden aus dem Vorstand über den mit Gefolgsleuten dominierten Aufsichtsrat weiterhin zu führen. Das dürfte auch Dombret nicht gefallen, der einen neuen N26-Chef suchen soll, der nach den Querelen mit der BaFin für einen Neuanfang steht. Doch die neue Volte der beiden Gründer könnte sich als abermalige Überschätzung ihrer Machtposition entpuppen.

Gründer-Kandidaten könnten durchfallen

Denn während die Wahl von Dombret, der sowohl von den Gründern als auch den Investoren unterstützt wird, als unstrittig gilt, könnte zumindest einer oder sogar beide von den Gründern nominierten AR-Kandidaten auf der Sonder-HV durchfallen. Bei den beiden Kandidaten soll es sich zwar um durchaus prominente Persönlichkeiten handeln, allerdings verfügt nur einer über langjährige Bankerfahrung, der andere soll lediglich vor geraumer Zeit mal eine Banklehre gemacht haben.

Da seit dem Wechsel von AR-Chef Marcus Mosen an die N26-Vorstandsspitze kaum noch spezifische Bank-Expertise im Aufsichtsrat vertreten ist, dürfte sich auch die BaFin die Qualifikation der von den Gründern vorgeschlagenen Kandidaten noch genauer anschauen. Neben Gerbig sitzen aktuell noch der ehemalige PwC-Partner Peter Kleinschmidt, der seit dem Abgang von Mosen in den Vorstand interimistisch den AR-Vorsitz übernommen hat, und die Compliance-Expertin Déborah Carlson-Burkart im Aufsichtsrat.

Investoren am längeren Hebel

Doch auch mit Blick auf die Mehrheitsverhältnisse auf der HV könnten sich Stalf und Tayenthal, die jeweils 10% an N26 halten, verkalkuliert haben. Nach unseren Informationen sollen auch fast alle anderen Investoren hinter den Forderungen der Series-E-Investoren stehen, die den Einfluss der Gründer auf N26 stark beschneiden wollen. Damit sitzen die Investoren am längeren Hebel, insbesondere wenn sie sich nicht mehr an die Vorschlagsrechte aus der alten Investorenvereinbarung gebunden fühlen. So haben auch die anderen Investoren ein hohes Eigeninteresse am Inkrafttreten der neuen Investorenvereinbarung.

Denn die Series-E-Investoren sind bereit, im Gegenzug für die weitgehende Entmachtung der Gründer auf ihre garantierte Rendite von jährlich 25% zu verzichten. Die Rede ist von aktuell mehr als 700 Mio. Euro. Damit würde sich die Bewertung der Anteile der anderen Investoren entsprechend verbessern. Bei der Series-E-Finanzierungsrunde 2021, auf dem Höhepunkt des Fintech-Hypes, wurde N26 ursprünglich mit 10 Mrd. US-Dollar bewertet.

Verzicht auf Garantie-Dividende

Doch mitten in den Verhandlungen grätschte die BaFin bei N26 rein und ein Investor sprang ab, der durch einen neuen ersetzt wurde. Zudem sank die Bewertung auf 9 Mrd. Dollar. Dabei sicherten sich die mit mehr als 900 Mio. Dollar bei N26 eingestiegenen Series-E-Investoren eine jährliche Garantiedividende von 25%, zahlbar beim Exit/IPO.

Da sich Stalf und Tayenthal bislang stur stellen, erscheint ein Eklat auf der HV nur noch durch einen freiwilligen Verzicht der beiden von den Gründern nominierten AR-Kandidaten und die Unterzeichnung der neuen Investorenvereinbarung vermeidbar zu sein. Ob es dazu kommt, ist jedoch offen.

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