venture capital

NRW.Bank – Warum die Förderbank jetzt in Deep Tech investiert

Die NRW.Bank fokussiert sich im Venture Capital-Geschäft auf Firmen mit regionalem Bezug. Dabei rückt die Frühphasenfinanzierung in den Fokus. Welche Projekte die Bank fördert.

Sophie Deistler,
NRW.Bank in Düsseldorf
NRW.Bank in Düsseldorf © nmann77 - stock.adobe.com

Die Zukunft der Wirtschaft in NRW wird auch in den Büros der NRW.Bank mitgestaltet. Dort investiert die Venture Capital-Abteilung NRW.Venture jedes Jahr in fünf bis zehn neue Start-ups und tätigt 15 bis 30 Folgefinanzierungen. Leiter Claas Heise bezeichnet es als „absolutes Spezialgeschäft“. Denn das klassische Venture Capital für Unternehmen in der Wachstumsphase ist nur ein Teil der Eigenkapitalfinanzierungsprogramme innerhalb der Förderbank. „Wir wollen für alle Unternehmen ein passendes Eigenkapital-Programm anbieten, von der Wiege bis zur Bahre“, erklärt er.

Neben dem klassischen Venture Capital gibt es auch Frühphasenprogramme, Wachstumsfinanzierungen für Mittelständler sowie Turnaround-Finanzierungen für Unternehmen in wirtschaftlichen Schwierigkeiten. In den vergangenen Jahren ist vor allem die Nachfrage nach Frühphasenfinanzierungen gestiegen. Im Jahr 2020 hatte die NRW.Bank das Programm „Start-up akut“ aufgesetzt, um Start-ups in der Coronakrise zu helfen – und damit eine noch bestehende Lücke im Finanzierungsbedarf geschlossen. Die Nachfrage blieb auch nach der Corona-Pandemie hoch, sodass das Nachfolgeprogramm „Seed Con“ für Wandeldarlehen bis 200.000 Euro aufgelegt wurde. Die Standardisierung der Antragsprozesse hilft dabei, die hohe Anzahl an Anträgen zu bearbeiten. Insgesamt hat die NRW.Bank seit 2016 programmübergreifend rund 400 Unternehmen in der Frühphase finanziert.

Mit NRW.Venture beteiligt sich die Förderbank gemeinsam mit anderen Investoren mit einer bis fünf Mio. Euro an Start-ups, über mehrere Finanzierungsrunden investieren sie bis zu 15 Mio. Euro. Es handelt sich um Förderbeteiligungen auf Zeit – das Ziel ist es, einen guten Exit für die Start-ups zu erreichen. Auch hat die Bank in den letzten 20 Jahren in 70 bis 80 regionale und europäische Fonds investiert, um das Venture Capital-Ökosystem zu stärken und besseren Zugang zu Co-Investoren zu bekommen.

Einen festen Branchenfokus gibt es nicht, derzeit interessiert sich die Bank jedoch verstärkt für Deep Tech. Da die Wirtschaft in NRW sehr industrielastig ist, liegt ein Schwerpunkt auf Lösungen im Bereich der Industrieautomation. Wichtig ist – wie bei allen Eigenkapitalprogrammen – ein klarer Bezug des Unternehmens zu NRW. „Sie müssen zumindest eine Niederlassung hier haben oder das Investment dazu nutzen, um nach NRW zu expandieren“, sagt Heise. Zum Beispiel investierte die Bank im vergangenen Jahr in das schottische Medizinunternehmen Prothea Technologies, das in der Lungenkrebsdiagnostik tätig ist. Das Unternehmen wollte in der EU tätig werden und hat sich infolge der Investition in Bergisch Gladbach niedergelassen.

 

Bereits in der Serie Venture Capital erschienene Artikel:

  1. Warum die LBBW auf Biotech statt Fintech setzt
  2. Wie die Commerzbank in Start-ups investiert
  3. NRW.Bank – Warum die Förderbank jetzt in Deep Tech investiert
Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse