Warum die LBBW auf Biotech statt Fintech setzt

Die LBBW VC, die Venture-Capital-Tochter der Landesbank Baden-Württemberg, geht einen anderen Weg als viele Wettbewerber: Statt in Fintechs zu investieren, konzentriert sie sich auf Start-ups in den Bereichen digitale Transformation und Biotech im deutschsprachigen Raum. Nur zwei Fintech gehören zum Portfolio, Debtvision und Xavin. Beide sind Eigengewächse der LBBW und im Bereich Schuldscheindarlehen tätig.
Doch warum investiert die LBBW VC eigentlich nicht in Fintech? „Der Hype um Fintech ist schon lange vorbei“, sagt Investmentmanager Andreas von Richter. Der Markt für Fintech sei wenig differenziert, die Unterschiede zwischen den Unternehmen nur sehr gering. „Das macht es schwierig für Fintech, ihren Wettbewerbsvorteil zu verteidigen“, sagt er. Häufig laufe es dann auf einen Preiskampf hinaus. Auch werden Banken stark reguliert. Es dauert länger, bis neue Technologien eingeführt und Gewinne erwirtschaftet werden. Die LBBW VC setzt deshalb auf die Kombination der Bereiche digitale Transformation und Biotech. „Technologiefirmen sind stark von der Gesamtwirtschaft abhängig, während Unternehmen in der Medizinforschung davon unabhängiger sind,“ erklärt von Richter.
Wichtig ist den Investmentmanagern der LBBW VC, dass Start-ups im Techbereich bereits einen ersten Prototypen entwickelt haben. „Wir steigen somit ab der Pre-seed-Runde ein.“ Im Bereich Life Science sollten erste positive Indikatoren vorhanden sein. Das zehnköpfige Investmentteam der LBBW VC setzt sich aus verschiedenen Branchenexperten zusammen. Neben Physikern und Ingenieuren der Wirtschaft und Raumfahrt gehören auch zwei Biologen mit langjähriger Forschungserfahrung dazu. Das Portfolio der LBBW VC umfasst 22 Unternehmen, davon beschäftigen sich zwölf mit digitaler Transformation, acht mit Life Science. Dazu die beiden Fintech-Spinoffs der LBBW. Pro Unternehmen investiert LBBW VC zwischen 500.000 und drei Mio. Euro. Das bisher erfolgreichste Start-up war Phenex, das Medikamente für Krankheiten der Leber und Krebs entwickelt und 2014 vom Pharmariesen Gilead übernommen wurde.
2024 ist die LBBW VC bei vier Start-ups dabei: Heidelberg Epignostix, Aiperia,Threedy und Leon Nanodrugs. Heidelberg Epignostix bietet neue Diagnosetechniken für Krebs, Aiperia eine KI-basierte Planungssoftware, die etwa Bäckereien nutzen können. Mit Threedy kann die Industrie 3D-Zwillinge ihrer Produkte nutzbar machen. Leon Nanodrugs hat eine Technik zur Verkapselung von Wirkstoffen entwickelt. Zwei Deals sind kurz vor Abschluss, was auf Spannung in 2025 hindeutet.