PAYMENTS

PayPal greift mit neuer Plattform Visa und Mastercard an

Der Zahlungsanbieter will bis Jahresende eine globale Wallet-Plattform starten – auch für China und Indien. Eine weitere Neuheit könnte diesen Schritt zur Revolution im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr machen.

Lukas Homrich,
Paypal, Online-Zahlungsdienstleister
Paypal, Online-Zahlungsdienstleister © AdobeStock | sitthiphong

Es sind zwei Mitteilungen von PayPal, die für sich genommen die Zahlungsindustrie in Aufruhr versetzen könnten. Ihre Kombination hat das Potenzial, die Branche nachhaltig zu verändern. Zuerst wäre da die weltweite Zahlungsplattform, die PayPal ankündigte und die es seinen Nutzern ermöglichen soll, in Indien (UPI), China (WeChat Pay) und Lateinamerika (Mercado Pago) über lokale Dienste Geld an dortige Nutzer zu schicken und Händler zu bezahlen – vor Ort, online und über die App.

Nur eine Woche später die zweite Ankündigung: PayPal ermöglicht es US-Händlern und Nutzern, Zahlungen in über 100 Kryptowährungen auch grenzüberschreitend zu nutzen und ihre Krypto-Wallets dafür anzuschließen. Unklar ist noch, ob, wie und wann die Krypto-Lösung in Europa und Deutschland freigeschaltet wird. Was nicht sehr zuammenhängend wirkt, ist in Wahrheit Teil einer Innovationsoffensive, sagt Thomas Walkner, Zahlungsexperte bei der Unternehmensberatung Capco: Vor allem wegen der Kombination der Möglichkeiten, die sich nun bieten. Der Anschluss an lokale Bezahldienste und deren Nutzer weltweit sowie die einfache Zahlung per Kryptowährung sei ein wichtiges Puzzleteil, um mit Konkurrenten wie Block mitzuhalten. Walkner spricht von einem „großen Wurf”, der Zahlungsnetzwerke wie Visa und Mastercard bei Auslandszahlungen unter Druck setzen könnte.

Für PayPal bieten Indien und China große Chancen, denn dort gehören digitale Wallets bereits zum Alltag. So könnten laut PayPal über zwei Mrd. Menschen über die Plattform erreicht werden. Dafür kosten Transaktionen über Ländergrenzen für ein Jahr nur 0,99%, danach bis zu 1,5%. Bislang liegen Gebühren meist bei 1,5 bis 2% plus Wechselkursmargen. Gerade das könnte als Ansage an die riesigen Kartennetzwerke von Visa und Mastercard gesehen werden. „Wenn ein anderes System es schafft, Zahlungen im Ausland zu garantieren und dabei auch noch günstiger ist, wäre das für die Netzwerke katastrophal”, meint Walkner. Mit länderübergreifenden Zahlungen greift PayPal einen der lukrativsten Geschäftszweige der Unternehmen an. Visa machte mit Auslandszahlungen 2024 ca. 35% seines Umsatzes, ähnlich ist es bei Mastercard.

Der Trend bei Bezahldiensten geht klar zu einer globalen Interoperabilität, sagt Walkner. Die Plattform ist dabei offen für neue Partner. Ähnlich ist auch die Strategie der europäischen Bezahlösung Wero. Wird PayPal mit seiner Plattform und Krypto-Zahlungslösung weltweit erfolgreich, wäre nicht nur Wero als europäischer Bezahldienst gefährdet, sondern auch die klassischen Kartennetzwerke. Nun kommt es also darauf an, wie gut die Lösungen von PayPal angenommen werden.

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