Pfandbriefbank-Chef Wolf gibt sich als Unschuldslamm
Fast nebenbei kassierte Bankchef Kai Wolf seine Gewinnprognose für das zweite Halbjahr. Den jüngsten Kurseinbruch kann er nicht erklären. Auch Rivalin Aareal hat ihre Problemzonen.

Erklären kann auch Pfandbriefbank-Chef Kay Wolf noch immer nicht, was den plötzlichen Kurssturz der Aktie Anfang November ausgelöst hat. Darüber habe er keine genauen Informationen, beteuerte Wolf bei der Präsentation der Zahlen für das dritte Quartal. Der Manager bestätigte zwar, dass die Bank im Vorfeld des Kurseinbruchs Gespräche mit Analysten geführt habe – doch dabei habe sie zu keinem Zeitpunkt kursrelevante Informationen geteilt. Die daraufhin kursierenden Spekulationen über ein schwaches zweites Halbjahr bedauere er, gab der Bankchef zu Protokoll.
Doch falsch waren die damaligen Spekulationen keineswegs, wie sich jetzt herausstellt. Die Erholung des Marktumfelds verlaufe „langsamer als ursprünglich angenommen“. Trotz eines starken Wachstums auf 4 Mrd. Euro (+60%) mache die Bank derzeit noch nicht genug Neugeschäft, um den Ausstieg aus dem US-Geschäft vollständig zu kompensieren. Deshalb blieb auch die Entwicklung des Gewerbeimmobilien-Portfolios, das um 5% auf 27,6 Mrd. Euro weiter abschmolz, „hinter unseren Erwartungen zurück“. Für das Gesamtjahr erwartet Wolf nunmehr ein Neugeschäft von 5,5 Mrd. bis 6,0 Mrd. Euro statt bislang zwischen 6,5 Mrd. und 7,5 Mrd. Euro. Auch bei der Umsetzung der „Strategie 2027“ sei die Pfandbriefbank „noch nicht dort, wo wir hinwollen“.
Gewinnprognose kassiert
Im Sommer hatte Wolf noch einen „deutlich positiven Vorsteuergewinn“ für die zweite Jahreshälfte in Aussicht gestellt. Im dritten Quartal erzielte die Pfandbriefbank gerade einmal einen Gewinn von 14 Mio. Euro nach 40 Mio. Euro im Vorjahr. Für das vierte Quartal erwartet Wolf zwar ein positives Vorsteuerergebnis, will aber auch einen Verlust nicht ausschließen. Damit kassierte er nonchalant seine Gewinnprognose aus dem Sommer. Für das Gesamtjahr prognostiziert Wolf jetzt einschließlich der Einmalbelastungen für den US-Ausstieg (314 Mio. Euro) einen Verlust von 210 Mio. bis 265 Mio. Euro. Ein Anlass für eine Gewinnwarnung war das für Wolf aber nicht, wie er auf unsere Nachfrage bekundete.
Aareal schminkt sich schön
Während die Pfandbriefbank mit ihrer Transformation kämpft, muss sich der Wiesbadener Rivale Aareal Bank nach der gescheiterten Übernahme durch die Helaba weiter für neue Investoren hübsch machen. Der Zinsüberschuss sank um 13% auf 691 Mio. Euro, die Aareal spricht aber euphemistisch von „stabilisiert“. Um für die ersten drei Quartale ein zweistelliges Wachstum (+15%) im Betriebsergebnis zeigen zu können, wurden flugs die Kosten für die IT-Modernisierung in Höhe von 25 Mio. Euro herausgerechnet.
Ohne diese Bereinigung beträgt das Wachstum des Betriebsgewinns mit 8% auf 281 Mio. Euro nur die Hälfte. Zu verdanken hat die Aareal diesen Anstieg vor allem einem deutlichen Rückgang der Risikovorsorge um 34%. Die Wiesbadener verweisen zudem auf ihre „hohe Kostendisziplin“, die zu einem Rückgang des Verwaltungsaufwands um 8% geführt habe, der dafür allerdings ebenfalls um die IT-Kosten bereinigt werden musste.