bezahlsysteme

Riesige Schlappe für Apple und Goldman Sachs

Apple und Goldman Sachs (GS): Da sollten allein schon die Namen die Kunden in Scharen anziehen, dachten sich die Verantwortlichen wohl, als sie 2019 die AppleCard in den USA auf den Markt schmissen. Apple wollte mit dem Angebot das Bezahlen für seine eigenen Produkte einfacher machen, GS seine Retail-Ambitionen weiter ausbauen, die 2016 mit dem Start der Online-Bank „Marcus” begonnen hatten. Doch das gemeinsame Projekt wurde ein Flop, nicht genug Kunden, nicht genug Rendite. Anfang 2023 musste GS einen Verlust von einer Mrd. Dollar im Bereich „Plattform Solutions” verbuchen, deren Hauptprodukt die AppleCard war.

von Nils Heck,
Eine Person zahlt mit mit seinem Smartphone mit Apple Pay
Eine Person zahlt mit mit seinem Smartphone mit Apple Pay © Naipo

Es war ein Desaster, das den erfolgsverwöhnten US-Konzernen zeigte, wie schwierig es ist, eine Kreditkarte von Null aufzubauen. Schon Ende 2023 machten Gerüchte die Runde, dass der Deal in zwölf bis 15 Monaten auslaufen könnte. Zuletzt brachte sich JPMorgan als GS-Nachfolger ins Gespräch. Verkündet wurde aber noch nichts. Wie schlecht es zuletzt hinter den Kulissen der AppleCard lief, zeigen nun die Ergebnisse der Untersuchung der obersten US-Verbraucherschutzbehörde Consumer Financial Protection Bureau (CFPB). Diese hatte laut SEC-Filings schon 2022 begonnen und für Verstimmung bei beiden Partnern gesorgt.

Jetzt liegt der Bericht vor. Demzufolge gab es Missstände zuhauf bei der AppleCard: angefangen bei irreführenden Versprechen zu zinsfreien Angeboten bis hin zu Pannen im Kundenservice, die dazu führten, dass Menschen lange auf ihr Rückgeld aus nicht-autorisierten Belastungen warten mussten. Zudem seien beide Firmen vor Einführung der Karte gewarnt worden, dass das System zur Beilegung von Streitigkeiten aufgrund technischer Probleme nicht einsatzbereit sei. Apple und GS aber ignorierten diese Warnung.

Apple kommt mit einer Strafe in Höhe von 25 Mio. Dollar davon. GS muss 19,8 Mio. Dollar an Wiedergutmachung und 45 Mio. Dollar Strafe zahlen. Und dann noch ein Hammer: „Die CFPB verbietet GS, eine neue Verbraucherkreditkarte anzubieten, solange das Unternehmen nicht nachweisen kann, dass es sich tatsächlich an das Gesetz halten kann“, sagt CFPB-Director Rohit Chopra. Das gleicht einem Schlag ins Gesicht für die Investmentbank, die seit Jahren alles versucht, im Retail-Geschäft Fuß zu fassen. Für Apple ist die Strafe derweil verkraftbar.

Sie erteilt dem Konzern aber auf die harte Weise eine Lektion, mit der sich schon viele Tech-Giganten konfrontiert sahen: Nur, weil Menschen Dir ihre privaten Chats und Bilder anvertrauen, heißt das nicht, dass sie Dir auch ihre Finanzen anvertrauen, geschweige denn für ein mittelmäßig gutes Angebot einfach ihre Hausbank und deren Kreditkarte links liegen lassen. Sollte Apple bald einen neuen Partner für seine Kreditkarte finden, dürften solche Überlegungen ganz oben auf der Tagesordnung des jeweiligen Managements stehen.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse