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Sagt Orcel doch die Wahrheit?

Ein Commerzbank-Insider bestätigt uns Gespräche zwischen Unicredit-Chef Orcel und dem Commerzbank-Vorstand. Die Commerzbank bleibt dennoch bei ihrem Dementi.

Frank Mahlmeister,
Andrea Orcel, CEO von Unicredit
Andrea Orcel, CEO von Unicredit © Unicredit

Im Streit zwischen Unicredit-Chef Andrea Orcel und der Commerzbank um angebliche Treffen auf Top-Managementebene steht Aussage gegen Aussage. Wie uns ein mit den Vorgängen vertrauter Commerzbank-Insider berichtet, soll es in der Vergangenheit sehr wohl mehrere Gespräche zwischen Orcel und verschiedenen Commerzbank-Vorständen, darunter der ehemalige Vorstandschef Manfred Knof und die damalige CFO und heutige CEO Bettina Orlopp, gegeben haben. Stattgefunden haben sollen diese Gespräche rund um die Jahreswende 2021/2022.

Damals war gerade die Ampel-Regierung ins Amt gekommen und Orcel, der keinen Hehl aus seinem Interesse an der Commerzbank machte, sondierte, ob die neue Bundesregierung mit FDP-Finanzminister Christian Lindner offener für einen Verkauf des Bundsanteils sein könnte. In diesem Umfeld soll es zu informellen Gesprächen mit der Commerzbank-Führung gekommen sein, in denen auch ein möglicher Zusammenschluss Thema gewesen sein soll.

2022 machten denn auch immer wieder Spekulationen über eine mögliche Übernahme der Commerzbank durch die Italiener die Runde. In dieser Zeit erwarb die Unicredit auch einen kleinen Anteil an der Commerzbank, den sie später jedoch wieder verkaufte, weil aus dem Erwerb des Bundesanteils nichts wurde, wie Orcel in der „FAZ“ bestätigte. In den Gesprächen mit Orcel soll das Commerzbank-Management dem Unicredit-Lenker denn auch deutlich gemacht haben, dass der Vorstand davon überzeugt sei, eine eigenständige Commerzbank könne für die Aktionäre mehr Wert schaffen als durch einen Zusammenschluss.

Auf unsere Anfrage bekräftige die Commerzbank ihr Statement, dass es „vor dem Einstieg der Unicredit kein Gespräch zwischen dem Unicredit Management mit dem Commerzbank-Management über eine mögliche Kombination in den letzten zwei Jahren gab“. Zudem sei Orlopp „zum allerersten Mal überhaupt persönlich mit Herrn Orcel im Rahmen einer Videokonferenz am 11. September 2024, dem Tag nach dem Einstieg der Unicredit“, zusammengetroffen. Zu möglichen Kontakten Knofs wollte sich das Institut nicht äußern. Offensichtlich hat die Commerzbank im Vorfeld ihres Statements gar nicht mit ihrem früheren Vorstandschef gesprochen.

Interessant ist zudem, dass sich die Commerzbank in ihrem Statement nur für den Zeitraum der „letzten zwei Jahre“ verbürgt, der den Jahreswechsel 2021/2022 nicht erfasst. Der Unicredit-Chef hat den Zeitraum, in dem er die Gespräche mit der Commerzbank geführt haben will, deutlich weiter gefasst. Beim WEF in Davos sprach er von zweieinhalb Jahren und in der „FAZ“ sogar von den „vergangenen zwei, drei Jahren“.

Sollte Orcel tatsächlich die Wahrheit gesagt haben, was wir ohne Kenntnis der Kalendereinträge der Commerzbank-Vorstände nicht verifizieren können, könnte die Commerzbank formaljuristisch dies auch für sich beanspruchen. Inhaltlich wäre ihr Statement dann allerdings irreführend.

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