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Solaris – Das sind die drei Gründe für den Kahlschlag

Es sind brutale Zahlen: 240 von 700 Mitarbeitern bei Solaris müssen gehen. Das ist jeder dritte Beschäftigte. Am härtesten trifft es die britische Tochter Contis, die fast komplett dichtgemacht wird.

Mitarbeiter der Solaris Bank
Mitarbeiter der Solaris Bank © Solaris

Doch auch bei der Mutter müssen rund 80 ihre Sachen packen, wie zunächst das „Handelsblatt“ berichtete und uns aus Unternehmenskreisen bestätigt wurde. Solaris wollte sich zu den Zahlen konkret nicht äußern. Fakt ist: CEO Carsten Höltkemeyer reagiert mit den Kündigungen auf die schlechte Performance vergangener Jahre. So stand 2023 ein Fehlbetrag von fast 180 Mio. Euro zu Buche, das bei einem Umsatz von nicht einmal 140 Mio. Euro. 2022 waren es noch 56 Mio. Euro Miese. Wie konnte es dazu kommen?

Das Banking-as-a-Service-Start-up Solaris, das ein Geschäft aus dem Verleihen von Banklizenzen gemacht hat, war einst einer der großen Hoffnungsträger der Berliner Fintech-Szene und wurde schon 2021 mit mehr als 1 Mrd. Euro bewertet. Noch im gleichen Jahr kaufte Solaris den britischen Konkurrenten Contis. Damit kamen neue Lizenzen und große Kunden aus dem Krypto-Bereich zu Solaris, darunter die Börse Binance.

Anfangs brachte Contis ordentliche Gewinne in die Gruppe, doch dann zog sich Binance überraschend aus dem europäischen Markt zurück und der einsetzende Krypto-Winter ließ das Geschäft der Contis fast vollständig aussterben. Davon erholte sich die Firma nie, 2023 schrieb Solaris das Investment mit 123 Mio. Euro ab. Jetzt kommt der finale Schritt. Nahezu alle Mitarbeiter müssen gehen, der Laden wird dichtgemacht. Die Verbliebenen sollen nur noch einen Rechtsstreit mit Binance führen, bei dem Solaris die Börse auf 140 Mio. Euro Schadensersatz verklagt hat. Der Vorwurf: Binance hätte sich nicht einfach aus dem Geschäft zurückziehen dürfen.

Contis ist aber nicht das einzige Problem des Fintechs. Über die Jahre ist die Kostenbasis immer stärker gestiegen, während das Neu-Geschäft dahindümpelt. Das wiederum lag an der Finanzaufsicht BaFin. Die war 2022 wegen Geldwäscheproblemen mit großem Tamtam bei Solaris „einmarschiert“ und hat sich dort seither breitgemacht – Sonderprüfer inklusive. 2023 untersagte die BaFin dann Solaris, neue Kunden aufzunehmen, ohne vorher bei den Aufsehern nachzufragen. Seither ist das Neukundengeschäft nahezu zum Erliegen gekommen. Das ist ein dritter Grund für den Kahlschlag bei den Mitarbeitern.

Zuletzt lockerte die BaFin die Zügel etwas und Solaris durfte einige neue Deals machen. Doch ob der Sonderprüfer wirklich bald seine Sachen packt, wird von Mitarbeitern bezweifelt. Sie glauben, er habe ein Interesse, das lukrative Mandat zu behalten (s. PLATOW v. 12.7.). Sollte das so kommen, wäre das ein echtes Problem für Solaris. nh

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