Fintech

Solaris – Fluch der Vergangenheit und Suche nach neuem CEO

Eigentlich sollte sich der Trubel um die Neobank legen. Nun suchen die neuen Eigentümer einen Nachfolger für CEO Carsten Höltkemeyer und ein Mitgründer von Solaris reicht Klage ein. Machtkämpfe gefährden die Aussichten der Bank.

Lukas Homrich,
Mitarbeiter der Solaris Bank
Mitarbeiter der Solaris Bank © Solaris

Nachdem der überaus agile japanische Venture-Capital-Investor SBI mit der Börse Stuttgart Anfang 2025 Solaris übernahm, schien Ruhe in die Berliner Neobank einzukehren. Neben der Finanzierungslücke waren auch die Probleme mit der BaFin fast überwunden.

Doch erneut ziehen dunkle Wolken über Solaris auf: Andreas Bittner, Mitgründer der Bank, reichte Klage beim Landgericht Berlin ein, wie das „Manager Magazin“ berichtet. Wegen massiver Wertminderung seiner Anteile fühlt er sich durch den Deal benachteiligt. Die konkreten Vorwürfe wies Solaris zurück. Fest steht: Es herrscht mal wieder großes Chaos bei der schlingernden Neobank. Der Streit mit Bittner dürfte vor Gericht gehen und damit teuer werden. Für den angeschlagenen CEO Carsten Höltkemeyer sucht SBI bereits einen Nachfolger.

Das erscheint schwierig. Höltkemeyer hatte zuletzt mehrfach öffentlich bereut, den Posten überhaupt angetreten zu haben. Nach viel Spaß bei der Arbeit klingt das nicht. Aus unternehmensnahen Kreisen erfuhr PLATOW indes, dass sein möglicher Abgang bedauert wird.

Höltkemeyer habe das richtige Profil, um das Kreditkartengeschäft mit dem ADAC zum Erfolg zu führen, heißt es. Dieses ist besonders wichtig, da sich die Partnerschaft mit Fintechs als Sackgasse erwies. Viele Kunden wie Vivid Money oder Trade Republic wuchsen und verließen die Neobank, um zu Wettbewerbern zu wechseln oder eine eigene Banklizenz zu erwerben. Noch an Bord sind etwa Tomorrow und Bitpanda.

Auch die könnten eines Tages gehen, und gut verdient hat Solaris mit diesen Partnerschaften auch nicht – Erlöse aus Banking-as-a-Service-Angeboten hatten sich von 2022 auf 2023 halbiert. Das bereits, bevor viele Kunden absprangen. Nun muss sich Solaris auf profitable Geschäfte konzentrieren.

Zweifel, ob das gelingt, entstehen, wenn man den Fokus der neuen Aufsichtsrätin Katharina Gehra betrachtet. Die Blockchain-Spezialistin wurde von der Börse Stuttgart vorgeschlagen. So werden nun Befürchtungen im Solaris-Umfeld laut, dass die Neobank zur verlängerten Werkbank des Krypto-Geschäfts der Börse Stuttgart werden könnte und den Fokus auf vermeintlich profitablere Geschäfte wie mit dem ADAC verliert, vor allem, wenn der Kartenspezialist Höltkemeyer geht.

Zur Wahrheit gehört aber auch, dass das Kartengeschäft mit Partnern sehr margenschwach ist. Viele Banken traten zuletzt den Rückzug an. Die Implementierung der ADAC-Kreditkarten lief bei Solaris zudem eher schlecht.

Zeitweise gab es für Neukunden einen Aufnahmestopp. Der Druck auf Solaris steigt. Gelingt es der Neobank nicht, schwarze Zahlen zu schreiben, könnten sich weitere Altinvestoren Bittner anschließen, denn auch ihre Optionen wären dann wertlos.

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