fintech

Solaris – Rettung auf Zeit?

Die Investoren der Neobank Solaris haben sich gegen eine Abwicklung entschieden. Damit ist Solaris vorerst gerettet. Doch die Zukunft des Fintechs bleibt ungewiss.

von Lukas Homrich,
Hauptsitz der Solaris SE in Berlin, Deutschland
Hauptsitz der Solaris SE in Berlin, Deutschland © Solaris

Gemessen an dem, was Anfang der Woche für Solaris auf dem Spiel stand, müsste vor der Zentrale der Neobank in Berlin ein lautes Aufatmen zu hören gewesen sein. Das Horror-Szenario, eine Abwicklung des Fintechs, ließ sich noch einmal abwenden. In einer a.o. HV stimmten die Investoren dafür, der Bank eine weitere Chance zu geben. CEO Carsten Höltkemeyer hat hoch gepokert und gewonnen – zumindest vorerst. Denn es sind desolate Zahlen, mit denen Solaris in letzter Zeit auf sich aufmerksam machte: So verzeichnete die Neobank 2023 fast 180 Mio. Euro Verlust.

Gleichzeitig verlor sie fast drei Viertel ihrer betreuten Konten. Mit dem Kreditkartengeschäft des ADAC, für das Solaris bereits 2022 den Zuschlag bekommen hatte, wollte man sich aus dem Schlamassel ziehen. Doch allein, um das abzusichern, wurden weitere 96 Mio. Euro an Investitionen notwendig. Ob der Deal überhaupt möglich sei, war noch bis Anfang dieses Jahres unklar.
Vor wenigen Wochen brauchte Solaris dann offensichtlich erneut Geld. Bis zu 150 Mio. Euro seien notwendig, um den Laden am Laufen zu halten, hieß es plötzlich. Und das nachdem Investoren seit 2017 zusammengerechnet bereits über 500 Mio. Euro in das Fintech gesteckt hatten. Höltkemeyer rief zur HV, um die Investoren vor die Wahl zu stellen.

Dass die Investoren nun erneut Geld zuschießen möchten, ist zumindest mutig – vielleicht aber auch naiv. Denn Solaris wird für sie immer mehr zu einem Fass ohne Boden. Das Geld soll überwiegend von der japanischen Bank SBI kommen, die schon an der vorherigen Finanzierung beteiligt war. „Wir haben einen wichtigen Schritt in Richtung einer langfristigen und nachhaltigen Finanzierungslösung gemacht”, teilte die Solaris-Führung erleichtert mit.

Das klingt wie zwanghafter Optimismus. Denn selbst die Übernahme des ADAC-Kreditkartengeschäfts, das Solaris eigentlich retten soll, verläuft äußerst holprig. So will Solaris bis Ende dieses Jahres keine Neukunden bei der ADAC-Kreditkarte aufnehmen, teilte die Neobank gegenüber „Focus Online“ Ende November mit. Der Grund für den Aufnahmestopp sei, die Migration der Konten zu beschleunigen. Auch das wirft Fragen auf und gibt zu weiterer Sorge Anlass: Denn der ADAC verkündete bereits im September, dass die Übertragung der 1,3 Mio. Karten auf die IT-Plattform der Solaris Bank vollständig abgeschlossen sei.

Und noch etwas fällt auf: Anders als gegenüber Medien geäußert, heißt es auf der ADAC-Kreditkartenwebsite, dass „in den nächsten Wochen mit Hochdruck an innovativen technischen Lösungen” gearbeitet werde – was auch immer das sein soll. Kunden, die bereits im Besitz einer ADAC-Kreditkarte sind, dürfte das kaum aufmuntern. Sie müssen seit der Übergabe auf wichtige Leistungen verzichten, die ihnen vorher zur Verfügung standen. Dazu gehören die Guthabenverzinsung, der E-Tankrabatt, die Möglichkeit von Sparplänen und die Anbindung an externe Banking-Software.

Abonnieren Anmelden
Zur PLATOW Börse