Sparkassen Rheinland-Pfalz – Kreditwachstum trotz angezogener Handbremse
Trotz starkem Kreditwachstum fühlen sich die Sparkassen Rheinland-Pfalz durch stockende politische Reformen gebremst. Beim Krypto-Geschäft bleibt Präsident Hirsch defensiv.

Zehn Monate nach seinem Ruf nach politischen Reformen zieht Thomas Hirsch, Präsident des Sparkassenverbandes Rheinland-Pfalz (SVRP), eine ernüchternde Zwischenbilanz: Von den versprochenen Impulsen ist wenig zu spüren. „Derzeit investiert nur, wer muss“, sagte Hirsch auf der Herbst-Pressekonferenz seines Hauses.
Vor diesem Hintergrund sind die Wachstumszahlen beachtlich. So zog das Kreditneugeschäft der 20 rheinland-pfälzischen Sparkassen mit Unternehmenskunden an: Die Neuzusagen stiegen gegenüber dem Vorjahr um etwa 389 Mio. Euro auf 3,3 Mrd. Euro (+13,4%), getrieben vom Bereich Tourismus, auf den rund ein Drittel der Unternehmenskredite entfällt.
Eine noch größere Dynamik zeigte sich im Kreditgeschäft des Wohnungsbaus. Die Neuzusagen an private Haushalte beliefen sich zum Ende des dritten Quartals auf 2,6 Mrd. Euro, ein Zuwachs von 31,2% gegenüber dem Vorjahr. Die Bilanzsumme der 20 Sparkassen stieg nach drei Quartalen gegenüber 2024 um 644 Mio. Euro auf 74,3 Mrd. Euro.
Ruf nach Reformen
Das sind solide Werte. Doch laut Hirsch könnte das Wachstum größer ausfallen, wenn die Politik handeln würde: „Die aktuellen Zahlen spiegeln eine Wirtschaft mit angezogener Handbremse.“
Die Sparkassen, auch über die rheinland-pfälzischen Grenzen hinaus, seien bereit für Reformen rund um Altersvorsorge-Depot und Frühstarterrente, sagt Hirsch. „Die Instrumente liegen bereit, jetzt brauchen wir Klarheit über die politischen Rahmenbedingungen, um sie gezielt einsetzen zu können.“
Dem ehemaligen Politiker Hirsch war anzumerken, dass ihm der Reformstau und die daraus resultierenden Defizite zusetzen.
Defensiv bei Krypto
Dass der Booster für das Geschäft in Rheinland-Pfalz aus dem Bereich Krypto kommen wird, den DSGV-Chef Ulrich Reuter befürwortet, ist eher unwahrscheinlich. „Wenn Menschen zu uns kommen, sind wir vorbereitet und beraten sie gerne“, sagte Hirsch. Allerdings hätten die Sparkassen eine „besondere Pflicht“ zur Beratung und müssten daher beim Kryptothema mit „größter Vorsicht“ handeln.
Beim Kampf mit den aufstrebenden Neobanken sieht Hirsch weiter einen „intensiven Kampf um Marktanteile“. An der Struktur und Ausrichtung seiner 20 Häuser ändere das jedoch nichts. Er bekannte sich klar zur Strategie der Präsenz im ländlichen Raum. Fusionen stünden derzeit nicht auf der Agenda. „Wenn Gespräche stattfinden“, so Hirsch, „dann aus einer Position der Stärke heraus.“
Diese Stärke könne durch die Umsetzung politischer Reformen im Bereich Altersvorsorge und Steuern beschleunigt werden, so Hirsch: „Wenn die angekündigten Maßnahmen tatsächlich umgesetzt werden, kann 2026 zu einem echten Booster-Jahr werden.“