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Staatlicher Girokonten-Vergleich startet – Banken zurückhaltend

Die Finanzaufsicht bietet erstmals eine neutrale und werbefreie Marktübersicht zu Girokonten. Die Deutsche Kreditwirtschaft bleibt reserviert, hat aber eine Forderung.

von Maximilian Volz,
Verschiedene Bankkarten auf einem Haufen
Verschiedene Bankkarten auf einem Haufen © BarTa

Die BaFin startet einen kostenlosen Vergleich aller Girokonten für Privatpersonen in Deutschland. Sie setzt damit einen Auftrag aus der EU-Zahlungskontenrichtlinie um, der alle EU-Mitgliedstaaten nachkommen müssen. Der Vergleich biete „die einzige aktuelle und neutrale, entgeltfreie und marktbreite Übersicht zu den Leistungen und Kosten von Zahlungskonten in Deutschland“, erklärt die Aufsicht stolz. Die verschiedenen Kontomodelle würden werbefrei dargestellt, eine Hervorhebung einzelner Anbieter aufgrund kommerzieller Interessen gebe es nicht. Ein kleiner Seitenhieb auf Anbieter wie Check24 oder Finanztip, die als Teil ihres Geschäftsmodells kommerziell Girokonten vergleichen und Wechsel anbieten.

Das Angebot der BaFin ist also ein behördlicher Eingriff in den marktwirtschaftlichen Wettbewerb. Dies wird von den Finanzunternehmen nicht gerne gesehen, wie die heftig kritisierte Einführung des „Pan-European-Personal-Pension-Produkts“ (PEPP) gezeigt hat. Eine ähnliche Wahrnehmung lässt auch die Antwort der Deutschen Kreditwirtschaft (DK) zum Girovergleich vermuten. Positiv wird bewertet, dass mit dem Start des Girokontovergleichs „eine lange Phase der Rechtsunsicherheit beendet“ werde. Es erscheine müßig, „erneut eine Diskussion über die Entscheidung des Gesetzgebers [zum Girokontovergleich] zu führen“. Begeisterung klingt etwas anders.

Der „Geld-Ratgeber“ Finanztipp lobt dagegen den „guten Marktüberblick über fast 7.000 überregional und regional angebotene Girokonten“. Je transparenter sich Verbraucher informieren können, desto besser. Beim Vergleichsportal Check24 scheint die Freude weniger ausgeprägt. Weiterhin werde sich auf das eigene Angebot konzentriert, dessen Einfachheit der Kundentreiber sei, heißt es knapp. Wie viele Kunden ihr Angebot nutzen, wollten beide Unternehmen nicht verraten. Es bleibt abzuwarten, wie sich das Angebot der BaFin neben den bekannten kommerziellen Vergleichsportalen positionieren könne, so die DK.

Die eigene Kooperation am Projekt wird mit einer Forderung verbunden: Es werde „erwartet“, dass die Nutzung des Portals von der BaFin „in naher Zukunft verfolgt und evaluiert wird“, heißt es. Schließlich würden die Banken und Sparkassen die Daten, die zum Giroabgleich beitragen, „unentgeltlich, aber mit erheblichem Aufwand“ übermitteln. Ob der Wunsch verfängt, bleibt offen: Die Nutzung der Daten bedarf keiner Erlaubnis und ist an keinen besonderen Zweck gebunden, erklären die Bonner. Es werde „jedoch ausdrücklich begrüßt“, wenn Wissenschaftler die Daten für Forschungszwecke verwenden.

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