Banken

UBS gelobt Transparenz zu Nazi-Konten der Credit Suisse

Nachdem die Credit Suisse nur halbherzig eine Untersuchung zu früheren Nazi-Konten begleitet hat, verspricht die UBS Transparenz. Nur zu etwaigen Rechtsrisiken schweigt die Bank.

von Jan Schrader,
Die UBS Zentrale in der Bahnhofstrasse 45 in Zurich, Schweiz
Die UBS Zentrale in der Bahnhofstrasse 45 in Zurich, Schweiz © AdobeStock

Mit Übernahme der Credit Suisse hat sich die UBS ein Risiko der besonderen Art eingehandelt: Die ehemalige Rivalin hat zehntausende Dokumente zu Nazi-Konten in früheren Untersuchungen nicht offengelegt, wie der Haushaltsausschuss im US-Senat festhält. Die amerikanischen Volksvertreter pochen parteiübergreifend auf vollumfängliche Aufklärung und haben vom Ombudsmann Neil Barofsky einen Zwischenbericht eingefordert. Als unabhängiger Forscher leuchtet Barofsky mit einem Expertenteam das moralische Versagen der früheren Credit Suisse während der Nazi-Zeit weiter aus.

Die UBS will an ihrem guten Willen keinen Zweifel lassen. Sie verspricht „jede notwendige Unterstützung“, um „mehr Licht in dieses dunkle Kapital der Geschichte“ zu bringen. Auch Ombudsmann Barofsky bescheinigt dem Institut eine „umfangreiche Kooperation“ und einen ernsthaften Willen zur Aufklärung. Die UBS steht unter Druck, sich vom Verhalten der Credit Suisse abzusetzen. Denn die Bank hatte Barofsky zwar im Jahr 2022 eingesetzt, ihn aber noch im selben Jahr wieder entlassen. Damit zog die Credit Suisse den Zorn der Politik auf sich. Im März 2023, nahezu zeitgleich zur Notübernahme der Bank durch die UBS, forderte der Ausschuss im US-Senat die damaligen Erkenntnisse Barofskys ein. Unter Führung der UBS stellte die Credit Suisse den Ombudsmann später wieder ein. Das Simon Wiesenthal Center, eine jüdische Menschenrechtsorganisation, hatte die Untersuchung ursprünglich angestoßen.

Keinen Kommentar will die UBS allerdings zu möglichen Rechtsrisiken abgeben. Auch im Geschäftsbericht für das Jahr 2023 findet sich dazu im entsprechenden Abschnitt kein Eintrag. Die Credit Suisse hatte wie auch andere Banken in der Zeit um den Zweiten Weltkrieg Bankdienstleistungen für Nazis und ihre Helfer angeboten und sie auf diese Weise unterstützt. Nach früheren Untersuchungen hatte die Bank mit anderen Geldhäusern und Unternehmen im Jahr 1998 eine Vereinbarung mit Holocaust-Überlebenden getroffen und als Entschädigungsleistung gemeinsam insgesamt 1,25 Mrd. Dollar zugesagt. Die aktuelle Untersuchung betrachtet jedoch weitere bislang unerforschte Verbindungen mit Kunden aus dem Nazi-Dunstkreis. Die Ermittler durchkämmen unter anderem Kundeninformationen aus der damaligen Zeit und sammeln Informationen aus Europa, Südamerika und den USA.

Bis zur endgültigen Klärung vergeht absehbar noch Zeit. Erst im Jahr 2026 soll ein finaler Bericht vorliegen. Mindestens 64.000 relevante Dokumente haben die Ermittler schon zuvor für ihre Untersuchung ausgemacht. Der gesamte Fundus ist weitaus größer: Die Länge des relevanten Archivs ist mit sage und schreibe 300 Kilometern angegeben.

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