Unzer wird BaFin-Sonderbeauftragten los
Definiert ist der Bruttogewinn bei Unzer als Umsatz abzüglich der Kosten und Vertriebsprovisionen. Dieses Wachstum ist in Ordnung für ein Payment-Unternehmen, aber alles andere als bahnbrechend. Hinzu kommt, dass die restlichen Kennzahlen noch immer nicht rosig aussehen.
Das bereinigte EBITDA lag mit 27 Mio. Euro mehr als 300% im Plus, ohne bereinigende Wirkung aber blieb das Ergebnis vor Steuern und Abschreibungen mit einem Minus von 700.000 Euro auch 2023 negativ. Insgesamt verzeichnete die Gruppe – getrieben durch hohe Abschreibungen – einen Nettoverlust von mehr als 100 Mio. Euro. Das ist immerhin weniger als noch 2022, als dramatische 380 Mio. Euro Verlust unterm Strich blieben. In der Folge wechselten auch die Eigentümer von Unzer. Die Private-Equity-Firma KKR, die das Unternehmen ab 2019 durch diverse Zukäufe aufgebaut hatte, gab einen Großteil ihrer Anteile an Gläubiger rund um Goldman Sachs ab.
Den Sonderbeauftragten hatte sich Unzer 2022 eingehandelt. Damals kam die BaFin nach einer Sonderprüfung zu dem Ergebnis, dass es bei Unzer eine „Vielzahl gravierender Mängeln“ gab. Insbesondere im Hochrisiko- und Geldwäschebereich war das Zeugnis der Finanzaufseher desaströs. Die Folge: Das Tochterunternehmen Unzer E-Com durfte keine Neukunden mehr aufnehmen, die BaFin entsandte einen Sonderprüfer und Unzer musste seit 2021 mehr als 20 Mio. Euro u.a. in neue IT- und Compliance-Systeme investieren. Hochrisikokunden aus dem Glücksspiel- und Porno-Bereich wickelt Unzer heute gar nicht mehr ab. Dass die BaFin die Maßnahmen aufgehoben hat, wertet Compliance-Chef Max Steiger als Erfolg.
2024 kann die Firma trotz der Beschwerlichkeiten den Umsatz voraussichtlich um 9% steigern und auch den Bruttogewinn um 12% nach oben schrauben. Mittelfristig will Unzer auch wieder zweistellig wachsen und setzt dafür auf den DACH-Raum und die skandinavischen Länder. CEO Robert Bueninck sieht gerade in Deutschland „großes Potenzial“. Unzer selbst hat hier einen Marktanteil von etwa 20%. Die größten Konkurrenten sind Concardis, Payone, das zu Teilen den Sparkassen gehört, das niederländische Unternehmen Adyen und der Bamberger Zahlungsdienstleister Computop.