Volksbank Mittelhessen ringt im Fusionsjahr um Abschiedsworte

Sage und schreibe vier Banken verleibt sich die Volksbank Mittelhessen im laufenden Jahr voraussichtlich ein: Die Übernahme des VR-Bankvereins Bad Hersfeld-Rotenburg ist bereits beschlossen, die Fusionen mit der Volksbank Schupbach und Volksbank Feldatal brauchen noch das Okay der Vertreterversammlungen im April. Mit der Raiffeisenbank im Hochtaunus, die in der gewerblichen Immobilienfinanzierung unter Druck steht, laufen Gespräche.
Geht alles nach Plan, wächst die Bilanz der Volksbank Mittelhessen allein durch Fusionen im laufenden Jahr um 3,9 Mrd. auf 15,6 Mrd. Euro. Damit läge sie leicht vor der Volksbank Darmstadt Mainz. Doch die vier kleineren Banken zählen neun Vorstände, und die Führung der Volksbank Mittelhessen ist mit den Vorstandssprechern Peter Hanker und Lars Witteck, Vorstand Michael Müller sowie den Generalbevollmächtigten Sabine Curt und Karen Weber ausreichend besetzt. Lediglich Hanker (61) dürfte in einigen Jahren in den Ruhestand gehen.
Nun beginnt der Kehraus: Die Raiffeisenbank im Hochtaunus kündigte am Montag den Abschied von Bankchef Achim Brunner (56) an, der „aus persönlichen Gründen“ geht. Aus der Volksbank Mittelhessen kommt der bisherige Bereichsleiter Frank Klomfaß (58) in den Vorstand. Nach Fusion fiele er wieder zur Volksbank Mittelhessen zurück. Bis dahin muss sich das Institut in Gießen über seine künftige Rolle im Klaren sein. Fraglich ist, ob Sibylle Kraus, langjährige Vorständin der Raiffeisenbank, nach Fusion noch Karrierechancen im neuen Institut hat.
Der VR-Bankverein in Bad Hersfeld zählt drei Vorstände, die laut Volksbank Mittelhessen „in wichtigen Funktionen erhalten bleiben“. Die Gießener Chefs Hanker und Witteck namen aber lediglich Thomas Balk in ihre Mitte, als sie im Februar der „Hessischen Niedersächsischen Allgemeinen“ ein Interview gaben. Bad Hersfeld soll laut Balk „Vorstandssitz“ bleiben – anscheindend ist er als Vorstand eingeplant. VR-Bankverein-Vorstand Hartmunt Apel bleibe weiter „vor Ort“, erklärte Balk nur. Sein Vorstandskollege Michael Herbst blieb unerwähnt. Da Balk im Februar 61 Jahre alt war, würde er einem neuen Vorstand nur kurz angehören.
Der VR-Bankverein ist mit einer Bilanzsumme von 1,2 Mrd. Euro groß genug, um einen Vorstandsposten zu beanspruchen. Die Volksbanken Schupbach und Feldatal sind mit 159 Mio. Euro und 92 Mio. Euro hingegen klein. Für Kurt Konhäuser und Wolfgang Behr aus Schupbach und Günter Benda und Jürgen Schneider aus Feldatal sind höhere Ämter damit vermutlich nicht erreichbar. Konhäuser steht mit 65 Jahren ohnehin vor dem Ruhestand. Auf diese Weise lösen sich vor Fusionen viele Personalfragen.