Orcel zitiert preußischen Militär – Was das über seine Strategie bei der Coba verrät
Bei einem Auftritt in Frankfurt zitiert Unicredit-Chef Orcel einen preußischen Militär – und gibt damit Einblick in seine Taktik im Übernahme-Poker um die Commerzbank.

Es ist ungewöhnlich, wenn ein italienischer Bankchef einen preußischen Feldmarschall zitiert, um seine Strategie klarzumachen. Andrea Orcel tat das am Donnerstag. Der Unicredit-Chef zitierte Helmuth von Moltke: „Ihre Schlachtpläne überleben keine 30 Sekunden nach Feindkontakt.“ Was wie ein Ausflug in die Militärgeschichte klingt, ist für den Unicredit-Chef Leitlinie: In einer Welt voller Schocks zählt nicht der große Masterplan, sondern die Fähigkeit zur schnellen Anpassung. „Man braucht eine Richtung, aber die Organisation muss bereit sein, sich fast wöchentlich neu auszurichten. Das ist ein völlig anderes Mindset.“
Auch wenn es bei dem EZB-Panel, wo die Worte fielen, nicht explizit um die Commerzbank ging, lassen Orcels Ausführungen Rückschlüsse auf seine Strategie zu – und die war im bisherigen Übernahme-Poker alles andere als starr. Schon bisher wirkte die Unicredit-Strategie gegenüber der Commerzbank sehr flexibel. Und genau dieser Ansatz dürfte auch in Zukunft gelten.
Unicredit fokussiert sich noch mehr auf Europa
Orcel betonte, wie wichtig aus seiner Sicht eine weitere Konsolidierung von Europas Bankenlandschaft ist. „Je fragmentierter Europa ist, desto schwächer sind wir als Bank“, sagte er. Kapital und Liquidität seien in 13 Ländern gefangen, „ich kann sie nicht frei von einem Land ins andere bewegen“. Das verhindere Skaleneffekte und erhöhe Risiken: „Ich brauche IT-Server in jedem Land, Technologie an jedem Standort – das ist ein Cyberrisiko, weil ich mehrere Eintrittspunkte habe.“ Für Orcel ist die Lösung klar: eine echte Bankenunion und eine integrierte Kapitalmarktunion. „Wenn Europa stärker wachsen würde, wenn wir eine Bankenunion hätten, wenn Risiken breiter verteilt würden, würde die allgemeine Stärke zunehmen.“
Unicredit fokussierte sich zuletzt stärker denn je auf Europa – und verabschiedete sich von globalen Engagements. Im vergangenen Jahr habe die Bank noch ungefähr 7 Mrd. US-Dollar in US-Staatsanleihen gehalten, erklärte Orcel. Heute seien es nur noch 3 Mrd. Das Engagement in Staatsanleihen verschiedener asiatischer Länder sei auf null zurückgefahren worden. Mit Blick auf die Aktivitäten der russischen Unicredit-Tochter sagte Orcel, die Bank versuche, die internationalen Sanktionen einzuhalten und gleichzeitig Maßnahmen zu vermeiden, die Moskau dazu veranlassen könnten, das Geschäft zu verstaatlichen. Die russische Tochter vergibt laut Orcel keine neuen Kredite mehr. Sie sei aber aufgrund lokaler Gesetze verpflichtet, Einlagen anzunehmen, die bei der Zentralbank geparkt würden.