Vor dem Fed-Ausblick – Warum Powell jetzt auf Zeit spielen muss

Volatile Märkte, Zolldrohungen, Rezessionsängste – die US-Wirtschaft steckt in einer schwierigen Lage. Umso gespannter blicken Investoren auf US-Notenbankchef Jerome Powell und den neuen Zinsausblick der Fed, den er am Mittwoch präsentiert. Fast täglich kündigt US-Präsident Donald Trump neue Zölle an, die er teilweise wieder zurücknimmt oder verschiebt. Ökonomen sehen zwei Folgen von Zöllen: Einerseits treiben sie die Inflation, was für eine straffere Geldpolitik spricht, anderseits dämpfen sie das Wachstum, was für eine lockere Geldpolitik spricht. Bei Notenbankern weckt das böse Erinnerungen an die sogenannte Stagflation, also eine Kombination aus hoher Inflation und wirtschaftlicher Schwäche. Das macht die Reaktion für die Fed kompliziert.
Hinweise zum weiteren Kurs gibt die Fed auf ihrer morgigen Sitzung. Höchstwahrscheinlich belässt sie die Zinsen auf ihrem bisherigen Niveau von 4,25 bis 4,5%. Investoren blicken vor allem auf ihre vierteljährliche Prognose zur weiteren Zinsentwicklung (dot plot). Die Notenbank-Vertreter geben hierfür für drei Jahre im Voraus anonym an, welchen Zins sie zum Ende des jeweiligen Jahres erwarten. Im Dezember 2024 gingen sie mehrheitlich von zwei Zinssenkungen 2025 aus und hatten damit Investoren negativ überrascht, die von mehr Schritten ausgegangen waren. Notenbankchef Powell dürfte diesmal angesichts der hohen Unsicherheit auf Zeit spielen und allzu konkrete Hinweise vermeiden. Zuletzt haben die Ängste vor einer Rezession in den USA zugenommen.
Mehrere Banken schraubten ihre Prognosen nach unten. Goldman Sachs etwa erwartet für dieses Jahr ein Wachstum von 1,7% (zuvor 2,4%), Barclays hat die Prognose von 1,4% auf 0,7% halbiert. Interessant wird daher auch, inwieweit die Fed ihre Inflations- und Wachstumsprognosen für die kommenden Jahre anpasst. Entscheidend für die Geldpolitik ist vor allem, ob eine Rezession eintritt. Entgeht die US-Wirtschaft einer Rezession, sprechen die hohen Inflationsrisiken, die durch die Zölle geschürt werden, für weiter hohe Zinsen und möglicherweise sogar Zinserhöhungen. Dagegen dürfte eine Rezession zu stärkeren Zinssenkungen führen. Beide Szenarien haben eines gemeinsam: Sie verheißen nichts Gutes für die US-Aktienmärkte.