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Wallet-Wette der Volksbanken

Die Volksbanken bieten bald das Bezahlen auf dem iPhone ohne ApplePay an. Damit sind sie in Deutschland Pioniere. Dieser Plan steckt dahinter.

Nils Heck,
Digitale Wallet
Digitale Wallet © AdobeStock

Der BVR macht ernst und bringt schon im dritten Quartal eine Neuerung für Millionen von Volksbank-Kunden, die es in sich hat. Ab dem Herbst können diejenigen unter ihnen, die iPhone-Nutzer sind, mit ihrer Girocard über das Smartphone auch ohne ApplePay bezahlen. Damit sind die Volksbanken die ersten Banken in Deutschland, die sich die Öffnung der NFC-Schnittstelle am iPhone zunutze machen. Diese musste der US-Konzern Apple bewilligen, um Bedenken der EU aufgrund einer marktbeherrschenden Stellung auszuräumen. Trotz der Chancen durch die Öffnung blieben viele Banken verhalten.

Lediglich die Volksbanken preschten voran – und das aus guten Gründen, wie Senior-Referent David Paul vom BVR im PLATOW-Gespräch erklärt. Zum Ersten sind das die gesparten Interchange-Gebühren, die man so nicht zu Teilen an Apple abtreten muss. „Das kann man nicht wegwischen”, sagt Paul. Zum Zweiten und deutlich wichtiger aber ist den Volksbanken, dass sie den Kontakt zu den Kunden nicht verlieren. Denn, so sagt es Paul: „Wenn der Kunde uns nur noch im Wallet wahrnimmt, dann werden wir austauschbar.” Das will der BVR gern vermeiden und will mit der eigenen Bezahllösung die Möglichkeit behalten, Kunden auch über eine App regelmäßig anzusprechen. Die ersten Schritte auf dem Weg zur eigenen Lösung sind dabei getan. Vor wenigen Tagen lief die erste Testzahlung erfolgreich, wie der BVR vermeldete. Im Herbst steht der große Umbau für alle Kunden an. Dann sollen die 6,2 Mio. Apple-Nutzer unter den Volksbankkunden die Möglichkeit bekommen, über die Bank-App mit der Girocard genauso bequem zu bezahlen wie mit ApplePay. Bei Android-Nutzern vereinfachen die Volksbanken das App-Ökosystem und integrieren die bisherige Payment-App in das Banking-Angebot.

Künftig will der BVR auch Debit- und Kreditkarten zum Bezahlen in die eigene App integrieren. Interesse gibt es laut Paul vom BVR durchaus. Langfristig könnte die Bankapp dann sogar zu einer Wallet werden, die mehr als „nur“ Bezahlen kann. Hintergrund ist, dass jedes EU-Land ab 2026 eine eID-Wallet anbieten muss, in der dann z. B. ein Ausweis hinterlegt werden kann. Auch Unternehmen dürfen sich lizenzieren lassen und eine digitale Brieftasche mit wichtigen Dokumenten anbieten. Bei den Volksbanken kann man sich das offenbar durchaus vorstellen.

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