Warburg-Verkauf soll auf der Zielgeraden sein

In den Verkaufsprozess für die tief in den Cum-Ex-Skandal verstrickte Hamburger Privatbank M.M. Warburg ist offensichtlich Bewegung gekommen. Mit der Rückkehr der Zinsen sind Banken plötzlich auch für Investoren wieder interessant geworden, wie der Einstieg der Unicredit bei der Commerzbank zeigt. Das gilt wohl auch für Warburg. Bei der von den Haupteigentümern, Christian Olearius und Max Warburg, beauftragten Investmentbank Perella Weinberg sollen sich jedenfalls mehrere Interessenten gemeldet haben, darunter angeblich auch zwei Private Equity-Häuser, heißt es dazu eher lapidar.
Nach unseren Informationen soll der Verkaufsprozess jedoch schon sehr viel weiter fortgeschritten sein als bislang bekannt. Demnach soll er sich bereits auf der Zielgeraden befinden. Die Rede ist von einer „hanseatischen Lösung“. Ob sich dahinter wohlhabende Hamburger Unternehmerfamilien verbergen oder auch ein strategischer Investor mit an Bord ist, bleibt allerdings unklar. Auch über die Höhe des Kaufpreises war nichts zu erfahren. Das Angebot der Signal Iduna-Tochter Donner & Reuschel (s. PLATOW v. 9.7.) soll indes als zu niedrig abgelehnt worden sein.
Für einen baldigen Abschluss der Verkaufsverhandlungen spricht auch der zunehmende Druck, unter dem Warburg steht. Das Traditionsbankhaus hat einen Kredit von 60 Mio. Euro an die Obergesellschaft Warburg Gruppe gewährt. Diese Konstruktion wird jedoch von der BaFin und den Wirtschaftsprüfern kritisch gesehen. Deshalb muss der Kredit bei Fälligkeit im kommenden Jahr abgelöst werden. Dafür benötigt Warburg dringend frisches Kapital. Da bei einem Verkauf von mehr als 10% der Anteile zwingend ein Inhaberkontrollverfahren, das üblicherweise mehrere Monate in Anspruch nimmt, erfolgen muss, stehen die Haupteigentümer unter wachsendem Zeitdruck.
Das Privatbankhaus hatte unter dem Cum-Ex-Reputationsschaden schwer zu leiden, konnte sich unter der Führung von Markus Bolder und Stephan Schrameier zuletzt jedoch wieder etwas berappeln. 2023 kehrte Warburg mit einem Gewinn von 10 Mio. Euro wieder in die schwarzen Zahlen zurück. Auch der Cum-Ex-Strafprozess gegen Olearius wurde im Sommer wegen Verhandlungsunfähigkeit des Angeklagten eingestellt.