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Warum die HCOB den halben Vorstand austauscht

Die HCOB verliert gleich zwei Vorstände auf einen Schlag. Die Nachfolger stehen aber schon bereit. Die Wechsel im Vorstand treffen das Institut in einer heiklen Phase.

Frank Mahlmeister,
Eingang des HCOB Gebäudes
Eingang des HCOB Gebäudes © HCOB

Mitten im Konzernumbau verlassen der langjährige Risikovorstand und Vize-CEO Ulrik Lackschewitz sowie Chief Investment Officer (CIO) Christopher Brody zum Jahreswechsel vorzeitig die Hamburg Commercial Bank (HCOB). Nach Angaben von Aufsichtsratschef Paulus de Wilt hätten Lackschewitz und Brody signalisiert, dass sie ihre noch laufenden Verträge nicht verlängern möchten. Um in der heiklen Phase des Konzernumbaus, dem auch rund 190 Vollzeitstellen zum Opfer fallen sollen, die Belegschaft nicht noch mehr zu verunsichern, hat der Aufsichtsrat die Vorstandswechsel vorgezogen.

Nachfolger schon in den Startlöchern

Mit dem Eigengewächs Jens Thiele sowie dem bei der niederländischen NIBC Bank im Frühjahr ausgeschiedenen Reinout van Riel wurden zwei Nachfolger berufen, die schnell verfügbar sind. Zudem wurde der Vertrag von CFO Marc Ziegner verlängert. Die HCOB verspricht sich von dem vorzeitigen Wechsel denn auch eine „stabile Führungsstruktur und Kontinuität in einer Phase der strategischen Neuausrichtung“.

Der bisherige Generalbevollmächtigte Thiele, der seit 2011 für die HCOB aktiv ist, rückt per sofort (1.10.) in den Vorstand auf und soll zu Jahresbeginn 2026 die Nachfolge von Brody als CIO antreten und das Kundengeschäft der Bank verantworten. Am 1.11. soll dann auch van Riel, der bereits bei der NIBC Bank als Risikovorstand tätig war, an Bord kommen und im HCOB-Vorstand zunächst zusammen mit Lackschewitz das Risikocontrolling verantworten. Anfang 2026 soll van Riel das Risikoressort dann allein übernehmen.

Abschied aus dem Kreis der EZB-Banken?

Eile bei der Neubesetzung des Vorstands war indes auch geboten, um den von CEO Luc Popelier angestoßenen Konzernumbau nicht zu verzögern. Popelier hat von den Finanzinvestoren Cerberus und J.C. Flowers den Auftrag, die HCOB noch stärker auf Effizienz zu trimmen, um die ehemalige HSH Nordbank bereit für einen Verkauf zu machen. Dazu hat der Vorstandschef dem Institut einen harten Sparkurs und eine radikale Schrumpfkur verordnet. So zieht sich die HCOB aus dem internationalen Immobiliengeschäft, der Flugzeugfinanzierung  und Teilen des Structured Finance-Geschäfts zurück.

Bereits zum Halbjahr schrumpfte die Bilanz auf 30,8 Mrd. Euro. Treibt die HCOB wie angekündigt ihren Schumpfkurs weiter voran, könnte die Bilanzsumme noch in diesem Jahr unter die Schwelle von 30 Mrd. Euro sinken. Damit nimmt die HCOB willentlich oder zumindest billigend in Kauf, alsbald aus dem Kreis der direkt von der EZB beaufsichtigten Banken auszuscheiden, was ihr einiges an Kosten und regulatorischem Aufwand ersparen würde. Für einen Wechsel von der EZB-Aufsicht in die Obhut der BaFin müssten die Hamburger allerdings drei Jahre in Folge unter der Marke von 30 Mrd. Euro Bilanzsumme verharren.

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