Neuer Anlauf

Wer will die HCOB kaufen?

Dank üppiger Dividenden hat sich die HCOB für die Investoren längst ausgezahlt. Jetzt wollen sie noch mal kräftig Kasse machen. Doch der Verkauf wird kein Selbstläufer.

Frank Mahlmeister,
Eingang des HCOB Gebäudes
Eingang des HCOB Gebäudes © HCOB

Wie Blei liegt die Hamburg Commercial Bank (HCOB) seit Jahren im Regal. Jetzt haben die Finanzinvestoren Cerberus und J.C. Flowers einen neuen Anlauf zum Verkauf des Instituts gestartet, wie „Bloomberg“ jüngst berichtete. Den besten Zeitpunkt für einen Deal dürften die Finanzinvestoren zwar verpasst haben, aber an der Börse sind Banken trotz des gesunkenen Zinsniveaus weiterhin begehrt. Zudem dürfte die von Vorstandschef Luc Popelier angestoßene Restrukturierung, der auch 190 Jobs zum Opfer fallen, mittlerweile weitgehend abgeschlossen sein. Die letzte Abfindungsrunde mit durchaus üppigen Angeboten soll bereits durch sein.

Gut vorangekommen ist Popelier auch mit seiner Schrumpfkur. Zum Halbjahr lag die Bilanzsumme mit 30,8 Mrd. Euro nur noch knapp oberhalb der EZB-Schwelle von 30 Mrd. Euro. Mit dem Rückzug aus dem internationalen Immobiliengeschäft und Teilen des Structured Finance-Geschäfts sowie der Flugzeugfinanzierung, die an die Deutsche Bank ging, hat Popelier die wohl gefährlichsten Risiken aus dem Geschäftsmodell genommen. Damit fokussiert sich die HCOB insbesondere auf deutsche sowie europäische Unternehmenskunden, Projekt- und Schiffsfinanzierungen in Europa sowie das Immobiliengeschäft in Deutschland.

Solide, aber strategisch wenig attraktiv

Nach dem jüngsten Fitnessprogramm ist die HCOB zwar sehr solide (22,1% harte Kernkapitalquote) und kosteneffizient aufgestellt. Dennoch dürfte es für die Investmentbanken Goldman Sachs und Morgan Stanley nicht leicht werden, einen Käufer zu finden. Denn die Preisvorstellungen der Investoren (oberhalb des harten Kernkapitals von 3,3 Mrd. Euro) sind ziemlich ambitioniert. Zum Vergleich: Die OLB (34,7 Mrd. Euro Bilanzsumme) ging für knapp 2 Mrd. Euro an die Targobank-Mutter Crédit Mutuel. Auch bei dieser Transaktion dürfte sich der Kaufpreis am harten Kernkapital (1,87 Mrd. Euro) orientiert haben.

Als potenzielle Käufer für die HCOB kommen wohl vor allem strategische Investoren infrage. Für Finanzinvestoren, die auf verborgene Potenziale schielen, dürfte bei der HCOB nicht mehr viel zu holen sein. Deutsche Banken werden kaum Interesse an der ehemaligen HSH Nordbank haben. Commerzbank-Chefin Bettina Orlopp hatte bereits vor geraumer Zeit abgewinkt. Auch für ausländische Institute, die den Einstieg in den deutschen Markt suchen, ist die HCOB mit ihrem Fokus auf Norddeutschland nur bedingt eine Option. Am ehesten interessant sein könnten die Hamburger für bereits in Deutschland aktive Auslandsbanken wie die gefräßige Deutschland-Tochter von BNP Paribas.

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