Bankensektor

Wie Personalmangel und Druck die deutsche Bankenwelt verändern

Deutsche Banken haben ein Mitarbeiter-Druck-Problem. Der Talentpool schrumpft (s. PLATOW v. 22.9.), während gleichzeitig die Leistungsanforderungen steigen.

20. Oktober 2023
Viele Arbeitnehmende stehen unter großem Druck
© Elisa Ventur

Das Bankenumfeld wird digitalisierungsbedingt mit einer „deutlichen Verschiebung von einer Medium- zu einer High-skilled Workforce“ konfrontiert, erklärt die Personalexpertin Barbara Thiell, Partnerin und Head of Financial Services & Real Estate bei Kienbaum.

Es herrsche zudem ein „spürbarer Personalmangel“, der den Leistungsdruck auf die Mitarbeiter „tendenziell erhöht“. Zur normalen Arbeitslast kommen zusätzliche Digitalisierungsprojekte oder komplexer werdende regulatorische Anforderungen hinzu. Die Banken spüren diese Veränderungstendenzen, zeigt eine PLATOW-Befragung. Durch die Digitalisierung, aber auch aufgrund der Globalisierung „steigen die Anforderungen an Mitarbeitende aller Hierarchieebenen“, erklärt ING Deutschland. Darüber hinaus nehme die Arbeitslast von Mitarbeitenden zu, je länger beispielsweise offene Positionen nicht besetzt werden können.

Die DZ Bank rechnet hingegen damit, dass der demografische Rückgang der Mitarbeitenden durch die weitere Digitalisierung und den Einsatz von künstlicher Intelligenz „größtenteils ausgeglichen“ werden kann, sodass wir „keine leistungsdruckerhöhende Personalverdichtung erwarten“. Zumindest eine Teillösung für das Personal-Dilemma sind Auszubildende, da diese nach eigenen Wünschen auf die Anforderungen der „High-skilled Workforce“ vorbereitet werden können.

Zudem bringen viele die „nötige Veränderungsbereitschaft“ mit, die laut Thiell immer wichtiger wird. Die DZ Bank will bei den Lehrlingen aufstocken, die „anhand ihrer Stärken und Interessen“ ihren Ausbildungsschwerpunkt selbst festlegen. Auch ING und Commerzbank wollen mehr Azubis einstellen, die Deutsche Bank startet gar zwei neue Ausbildungszweige – Kaufleute im Gesundheitswesen und Büromanagement. Die Berufsausbildung zum Bankkaufmann dürfte trotz der 2020 vorgenommenen Reform laut ING „gerne noch digitaler“ werden. Denn nicht nur die Direktbank weiß: Ohne Technik- und Azubi-Fokus werden die Banken ihr Mitarbeiter-Druck-Problem nicht werden lösen können. mv

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